Der Kriegstag im Überblick Erster Getreidefrachter erreicht türkische Küste - Schoigu: Kämpfe in Donezk verlaufen "planmäßig"
02.08.2022, 20:47 Uhr
Ukrainische Streitkräfte befeuern Russland in der Region Charkiw.
(Foto: AP)
26.000 Tonnen Mais sind von Odessa aus gestartet und nun in türkische Gewässer eingefahren. Bevor es weitergeht ist aber eine Inspektion nötig. Unterdessen gibt es schwere Gefechte im Gebiet Donezk. Obwohl Russland dort kaum Boden gut macht, sehen sie planmäßige Fortschritte. Die USA hat zudem neue Sanktionen gegen russische Oligarchen ausgesprochen. Dabei trifft es den ganz engen Kreis um Kreml-Chef Putin. Der 160. Kriegstag im Überblick.
Erstes Schiff mit ukrainischem Getreide erreicht türkische Küste
Das erste Frachtschiff mit ukrainischen Getreide seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat die türkische Küste erreicht. Das Schiff sei in türkische Gewässer nahe der Einfahrt zum Bosporus eingefahren. Das mit 26.000 Tonnen Mais beladene Frachtschiff "Razoni" war am Montagmorgen vom ukrainischen Hafen Odessa gestartet. Ziel ist der libanesische Hafen Tripoli. Bevor es dorthin fährt, soll es nun von Vertretern Russlands, der Ukraine, der Türkei und der UNO in Augenschein genommen werden. Die Inspektion soll auf offener See vor Istanbul erfolgen, das Schiff soll also nicht in den Hafen einlaufen.
US-Regierung verhängt Sanktionen gegen Putin-Vertrauten und angebliche Geliebte
Die USA haben neue Sanktionen gegen russische Oligarchen verhängt. Die Strafmaßnahmen verursachten "hohe Kosten für diejenigen, die den Krieg von Präsident Wladimir Putin unterstützen", teilte das US-Finanzministerium mit. Finanzministerin Janet Yellen betonte: "Während unschuldige Menschen unter dem illegalen Angriffskrieg Russlands leiden, haben sich Putins Verbündete bereichert und einen opulenten Lebensstil finanziert." Betroffen von den Sanktionen seien unter anderem der Putin-Vertraute Andrej Gurjew und dessen Sohn. Ausdrücklich erwähnt wurde die Luxusjacht "Alfa Nero", die Gurjew den Angaben zufolge 2014 für 120 Millionen Dollar gekauft haben soll. Die Geräte zur Verfolgung des Standorts der Jacht seien Berichten zufolge abgeschaltet worden, um eine Beschlagnahme zu vermeiden, hieß es in der Mitteilung. Ebenso auf der Liste steht die ehemalige Olympiasiegerin in Rhythmischer Sportgymnastik, Alina Kabajewa. Sie soll die heimliche Geliebte Putins sein.
Gouverneur: 53 Siedlungen in Cherson zurückerobert
Die ukrainische Gegenoffensive auf die von Russland besetzte Region Cherson nach Angaben des Gouverneurs Fortschritte. Das ukrainische Militär habe seit Beginn der russischen Invasion vor rund fünf Monaten 53 Ortschaften in der Region zurückerobert, sagt Gouverneur Dmitri Butri im staatlichen Fernsehen. Das sind neun Ortschaften mehr, als am Montag bekannt gegeben wurde. Russland hatte in der ersten Phase des Krieges weite Teile der Südukraine erobert. Mithilfe von Langstreckenwaffen aus westlicher Produktion hat die Ukraine eine Gegenoffensive gestartet.
Schwere Kämpfe um Bachmut im Gebiet Donezk
Im ostukrainischen Gebiet Donezk halten die Kämpfe um die Stadt Bachmut zwischen russischen und ukrainischen Truppen an. Auch in Richtung des acht Kilometer nördlich gelegenen Soledars habe es russische Vorstöße gegeben, teilte der ukrainische Generalstab mit. Russische Angriffe an mehreren Orten südlich von Bachmut seien hingegen größtenteils abgewehrt worden, hieß es. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht. Der ukrainische Generalstab berichtete von einem russischen Angriff im Norden des Chersoner Gebiets an der Grenze zur benachbarten Region Dnipropetrowsk.
Derweil berichtet Russland, dass sie ukrainische Streitkräfte in den Regionen Mykolajiw und Charkiw angegriffen haben. Dabei habe es auch Tote gegeben, teilt das russische Verteidigungsministerium mit.
Schoigu: "Donezk wird planmäßig befreit"
Trotz fehlender größerer Erfolge in den vergangenen Wochen läuft für Russlands Armee indes nach eigener Darstellung alles nach Plan. "Nach der Übernahme der Kontrolle auf dem Gebiet der Volksrepublik Luhansk wird die Volksrepublik Donezk planmäßig befreit", sagte Verteidigungsminister Sergei Schoigu laut Agentur Interfax. Russland hatte Anfang Juli die Eroberung der ostukrainischen Region Luhansk verkündet - im benachbarten Donezk seitdem allerdings nur verhältnismäßig geringe Geländegewinne verzeichnet.
Russland: USA sind direkt in Konflikt in Ukraine involviert
Russland wirft den USA eine direkte Verwicklung in den Konflikt in der Ukraine vor. US-Spione würden ukrainische Raketenangriffe auf russische Streitkräfte genehmigen und koordinieren, wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte. Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Wadim Skibizki, habe gegenüber der Zeitung "Telegraph" zugegeben, dass die US-Seite die Raketenangriffe koordiniere. "All dies beweist unbestreitbar, dass Washington entgegen den Behauptungen des Weißen Hauses und des Pentagons direkt in den Konflikt in der Ukraine verwickelt ist", so das Ministerium.
Medwedew nennt Georgien und Kasachstan "künstliche Staaten"
Der frühere russische Präsident und Ministerpräsident Dmitri Medwedew hat auf Telegram eine mögliche Annexion von Georgien und Kasachstan angedeutet. Das osteuropäische Medienprojekt Nexta berichtet, dass er die beiden Länder in einem Beitrag als "künstliche Staaten" bezeichnet habe und, dass "alle Menschen, die in der einst großartigen und mächtigen UdSSR gelebt haben, bald wieder in Freundschaft zusammenleben werden".
"Desolater Zustand": Spanien schließt Leopard-Panzer-Lieferung aus
Eigentlich wollte Spanien rund 40 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A4 aus deutscher Produktion an die Ukraine abgeben, allerdings hat das Land nun eine Lieferung ausgeschlossen. Die Panzer seien in "einem absolut desolaten Zustand" und überhaupt nicht einsatzfähig, erklärte die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles bei einem Besuch des Luftwaffenstützpunkts Torrejón de Ardoz bei Madrid. Die in Saragossa eingemotteten Kampffahrzeuge seien in einem so schlechten Zustand, dass sie sogar eine Gefahr für diejenigen sein könnten, die sie bedienen würden, betonte die Ministerin vor Journalisten, wie der staatliche Fernsehsender RTVE und andere spanische Medien berichteten.
Selenskyj für gleichgeschlechtliche Partnerschaften in der Ukraine
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich für die Zulassung eingetragener gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in seinem Land ausgesprochen. Das geht aus der Antwort Selenskyjs auf eine Online-Petition hervor, mit der die Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen in der Ukraine gefordert wurde. Seit Anfang Juni waren dafür mehr als 28.000 Unterschriften zusammengekommen. Selenskyj schrieb, der ukrainischen Verfassung zufolge sei die Ehe ein Bund von Mann und Frau. Unter den Bedingungen des Kriegsrechts könne die Verfassung nicht geändert werden. Die Regierung habe aber bereits Optionen für die Legalisierung eingetragener Partnerschaften vorbereitet.
Luftwaffe übernimmt Überwachung des NATO-Luftraums über Baltikum
Die Bundeswehr überwacht in den kommenden neun Monaten den Luftraum über den baltischen NATO-Staaten Estland, Lettland und Litauen. Ein Luftwaffen-Geschwader übernahm heute von Frankreich das Kommando auf der estnischen Luftwaffenbasis Ämari. Dazu wurden Ende Juli auch fünf "Eurofighter" in das russische Nachbarland verlegt. Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur sagte, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe den NATO-Einsatz "noch wichtiger gemacht". Dies zeige, dass Estland auf die Unterstützung aller Verbündeten zählen könne.
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Quelle: ntv.de, ysc/rts/dpa/AFP