Busse in Brand gesteckt Evakuierung Aleppos wird fortgesetzt
19.12.2016, 00:04 Uhr
In winterlicher Kälte warten weiterhin Tausende Menschen auf die Evakuierung von Ost-Aleppo. Doch die geplante Hilfe kommt mit Verspätung - weil in der nahen Provinz Idlib Busse angegriffen und in Brand gesteckt werden. Zwist gibt es auch im UN-Sicherheitsrat.
Die Evakuierung der Rebellengebiete im Osten der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo ist wieder aufgenommen worden. Mindestens fünf Busse mit hunderten Bewohnern seien in Gebieten westlich der Metropole angekommen, die von den Aufständischen kontrolliert werden. Dies berichteten Aktivisten und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die türkische Hilfsorganisation IHH berichtete, in den Bussen, die in Raschidin ankamen, seien rund 400 Menschen gewesen. Am Sonntag hatte sich der geplante Abtransport Tausender Menschen trotz einer Vereinbarung zunächst verzögert. Offensichtlich hatte ein Angriff auf einige Busse in der Nachbarprovinz Idlib den Deal torpediert.
Tausende Rebellen und Zivilisten im Osten Aleppos warten jedoch in winterlicher Kälte weiter auf die Evakuierung der Enklave, ohne ausreichende humanitäre und medizinische Versorgung. Zwischenzeitlich verhindert wurde die Abfahrt offensichtlich durch Angriffe auf Busse in der Nachbarprovinz Idlib. Mehrere von ihnen brannten laut der Beobachtungsstelle aus. Ein Busfahrer wurde demnach getötet. Laut Beobachtungsstelle steckt hinter der Attacke ein Streit zwischen der Terrorgruppe Fateh al-Scham - früher Al-Nusra-Front - und der ebenso extremistischen Rebellenorganisation Ahrar al-Scham über die Evakuierungen.
Die Tat fand demnach nahe dem von Rebellen belagerten schiitischen Dorf Fua statt, aus dem gleichzeitig mit der Evakuierung Ost-Allepos Menschen in Sicherheit gebracht werden sollten.
Die schiitschen Dörfer Fua und Kafraja in der südwestlich von Aleppo gelegenen Provinz Idlib sind auf Druck der mit der Regierung verbündeten iranischen Milizen Teil des Deals. Sie hatten nach Angaben aus Regierungskreisen gefordert, dass im Gegenzug für die Evakuierung der Rebellengebiete Aleppos auch die Blockade dieser beiden Orte aufgehoben werden müsse. Aus ihnen sollen rund 1500 Verletzte, Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht werden. Auch eine Evakuierung der beiden Städte Sabadani und Madaja in der Provinz Damaskus, die von regierungstreuen Einheiten belagert werden, war demnach geplant.
Zwist im Sicherheitsrat
Es wird davon ausgegangen, dass sich noch mehrere Zehntausend Menschen in dem monatelang belagerten Osten Aleppos aufhalten. Die Rebellengebiete waren nach heftigen Luftangriffen in den vergangenen Wochen von syrischen Regierungstruppen mit Unterstützung Russlands und des Irans fast vollständig erobert worden. Die Lage in dem Gebiet ist verheerend.
Derweil konnte sich der UN-Sicherheitsrat erst in Folge von harten Verhandlungen auf eine Resolution zu Aleppo einigen. Nach einer russischen Veto-Drohung und mehr als drei Stunden Gesprächen hinter verschlossenen Türen verschob der Sicherheitsrat eine geplante Abstimmung über die Entsendung von Beobachtern nach Aleppo auf Montag.
Einige Entsandte müssten noch Rücksprache mit ihren Hauptstädten halten, sagte der französische Botschafter bei der UNO, François Delattre. Sein russischer Kollege Witali Tschurkin sprach aber von einem "guten Text" und kündigte an, dass am Montag um 15 Uhr (MEZ) abgestimmt werde. Nach Angaben von Delattre einigten sich die 15 Länder im Sicherheitsrat auf einen Kompromiss-Text, der auf dem französischen Vorschlag basiert. US-Botschafterin Samantha Power erwartet eine einstimmige Verabschiedung des Textes.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP