
"Jihadi John" alias Mohammed Emwazi in einem Video der Terrormiliz IS.
(Foto: REUTERS)
Vor fünf Jahren hat der IS-Henker Mohammed Emwazi, bekannt als "Jihadi John", als Handelsvertreter in Kuwait gearbeitet. Er wollte dort Ruhe vor dem britischen Geheimdienst haben.
Er ist der bekannteste Henker der Terrormiliz Islamischer Staat, auf mehreren Videoaufnahmen ist zu sehen, wie er westliche Geiseln enthauptet. Noch vor fünf Jahren hat der als "Jihadi John" bekannt gewordene Brite Mohammed Emwazi Jahren als Handelsvertreter für eine IT-Firma in Kuwait gearbeitet, berichtet der britische "Guardian".
Nach Darstellung seines früheren Arbeitgebers war Emwazi als Vertreter überaus erfolgreich. "Er war der beste Angestellte, den wir je hatten", sagte sein Ex-Chef der Zeitung. Der damals 21-Jährige sei still und zurückgezogen gewesen, habe aber ein Talent für seinen Job gehabt. "Er konnte sehr gut mit Menschen umgehen."
Dass Emwazi sich dem "Islamischen Staat" angeschlossen hat, kann sein ehemaliger Arbeitgeber nicht verstehen. "Wie konnte jemand, der so still und ruhig war, so werden wie der Mann, den wir in den Nachrichten gesehen haben? Es ist einfach nicht logisch, dass er dieser Kerl ist." Emwazi sei nicht kontaktfreudig gewesen. "Er war immer ernst. Er hat nicht gelächelt. Aber er war nicht schlecht."
"Er wollte heiraten und einen guten Job"
Emwazis Familie stammt aus dem Irak, er selbst kam in Kuwait zur Welt. Anfang der 1990er Jahre zog er mit seinen Eltern in den bürgerlichen Westen von London, wo er zur Schule ging und an der Universität von Westminster einen Abschluss als Informatiker machte.
Kurz vor seiner Zeit in Kuwait kam Emwazi erstmals in Berührung mit den Sicherheitsbehörden: 2009 wurde er auf dem Flughafen von Daressalam in Tansania festgenommen, als er mit Freunden, darunter einem Deutschen, in das Land einreisen wollte. Angeblich waren sie unterwegs zu einem Safari-Urlaub, doch die Behörden nahmen an, dass die Gruppe weiter nach Somalia wollte, um sich dort den Dschihadisten der Al-Shabaab-Miliz anzuschließen. Noch in Tansania wurde Emwazi vom britischen Inlandsgeheimdienst MI5 befragt und schließlich nach Großbritannien zurückgebracht. Danach hatten der MI5 und die Polizei mindestens zwölf Mal Kontakt zu ihm, berichtete der "Daily Telegraph".
Nach Darstellung des "Guardian" versuchte der Geheimdienst in dieser Zeit, Emwazi als Mitarbeiter anzuwerben. Emwazi wurde abgehört, auch seine Verlobte, die sich später von ihm trennte, wurde von MI5-Mitarbeitern kontaktiert. Einem früheren Bericht des "Guardian" zufolge ging er nach Kuwait, weil er von der Behandlung durch den Geheimdienst die Nase voll hatte.
Sein früherer Chef wunderte sich, warum Emwazi in Kuwait arbeiten wollte, wo er in London doch mehr hätte verdienen können. "Aber es schien, dass er ein paar Probleme hatte, vielleicht mit der Familie, sozial oder psychologisch. Ich habe ihn nicht gefragt. Er wollte einen guten Job (in London) und er wollte heiraten, aber er konnte nicht und das wurde zum Problem für ihn."
Ende April 2010 bat Emwazi seinen Chef um ein paar Tage Urlaub, um nach London zu fliegen. Von dort kehrte er nicht zurück - Berichten zufolge hinderten ihn die britischen Sicherheitsbehörden an der Ausreise. Dennoch konnte er Ende 2012 oder Anfang 2013 nach Syrien ausreisen und sich dem IS anschließen.
Ehemalige Gefangene der Terrormiliz sagten, Emwazi sei dort zusammen mit weiteren Briten für die Bewachung westlicher Geiseln zuständig gewesen. Die Namen ihrer Wärter kannten die Geiseln nicht; sie nannten sie wegen ihres britischen Akzents "die Beatles" und gaben ihnen entsprechende Vornahmen. Emwazi nannten sie John, nach John Lennon. Britische Medien machten daraus später "Jihadi John".
Quelle: ntv.de