Behörden bestätigen Anschlag Explosion in der Türkei tötet drei Menschen
06.06.2015, 16:22 Uhr
Unter den Opfern des Bombenanschlages ist auch der 16-jährige Ramazan Yildiz, der hier von seinen Angehörigen zu Grabe getragen wurde.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mindestens drei Tote und 220 Verletzte: Die Folgen der Explosion bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Türkei sind verheerend. Augenzeugen berichten von mit Metallkugeln gefüllten Sprengkörpern - bekannt hat sich zu dem Anschlag bisher niemand.
Kurz vor der türkischen Parlamentswahl sind bei dem Doppelanschlag auf die Veranstaltung der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP in Diyarbakir laut Polizeiangaben mindestens drei Menschen gestorben. Die Ko-Bürgermeisterin der südtürkischen Stadt, Gültan Kisanak, sprach sogar von vier Toten. Mindestens 220 weitere Menschen werden nach Angaben von Ärzten zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, 20 Menschen befänden sich in kritischem Zustand.
Agrarminister Mehdi Eker bestätigte gegenüber türkischen Medien, dass es sich bei den Explosionen um einen Anschlag handle. Bei der ersten Explosion am Freitag in der südosttürkischen Stadt habe es sich mit Sicherheit um den Sprengstoff TNT gehandelt. Bei der zweiten Explosion sei mit "hoher Wahrscheinlichkeit" TNT verwendet worden. Dem Sprengstoff seien außerdem Kugeln beigefügt worden.
Die Ursache der Explosionen war zunächst unklar gewesen. Regierungschef Ahmet Davutoglu hatte im Sender "Star TV" gesagt, es werde noch ermittelt. Es handele sich jedoch eindeutig um "Sabotage" und eine "Provokation". Weiter sagte er: "Das war nicht gegen eine Partei gerichtet, das war ein Angriff auf die Demokratie."
Teilnehmer der HDP-Kundgebung hatten schon unmittelbar nach dem Anschlag Präsident Recep Tayyip Erdogan in Sprechchören als "Mörder" beschimpft. Der Ko-Vorsitzende der HDP, Selahattin Demirtas, rief am Samstag erneut zur Ruhe auf: "Wir werden nicht mit Wut handeln, wir werden mit dem Gewissen handeln und zur Wahlurne gehen", sagte er in Istanbul.
An diesem Sonntag wählen die Türken ein neues Parlament. Sollte die HDP die Zehnprozenthürde überwinden, könnte die AKP ihre absolute Mehrheit verlieren. Gewalttätige Proteste von HDP-Anhängern könnten die Partei nach Einschätzung politischer Beobachter Stimmen kosten, Besonnenheit ihr aber zusätzliche Sympathien einbringen.
"Natürlich war das eine Bombe"
Augenzeugen berichteten, sie hätten nach der Explosion Metallkugeln gefunden, wie sie auch in Sprengsätzen verwendet werden, um möglichst viele Menschen zu verletzen. Mehmet Sahin, der selbst schwer verletzt wurde, sagte: "Natürlich war das eine Bombe. Am ganzen Körper habe ich Verbrennungen und Wunden."
Krankenschwestern sagten, dass sie Splitterwunden behandeln mussten. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, es habe zunächst eine kleine Detonation in einem Mülleimer gegeben, kurz darauf eine große Explosion. Der Augenzeuge Burhan Kabak sagte: "Ich habe zwei Explosionen innerhalb von rund fünf Minuten gehört. Ich habe viele verletzte Menschen auf dem Boden gesehen. Da war so viel Blut."
Türkische Medien meldeten zunächst, ein Trafo sei explodiert. Energieminister Taner Yildiz schloss einen Defekt an einem Transformator aber aus.
Quelle: ntv.de, jgu/dpa