Führungsdebatte angeheizt FDP nur noch bei 3 Prozent
21.12.2010, 09:26 Uhr
Partei-Chef Westerwelle steckt in einer seiner größten Krisen.
(Foto: dapd)
Die FDP bewegt sich in Sachen Zustimmung in der Bevölkerung am Rande der Bedeutungslosigkeit. Laut Forsa-Umfrage würden sich noch 3 Prozent der Wähler für die Liberalen entscheiden. Das Rekordtief befeuert natürlich auch die Führungskrise, in der Partei-Chef Westerwelle steckt. Profiteur ist übrigens die Union.
Mitten in der FDP-Führungsdebatte kommt es für die Liberalen auch bei den Umfragen knüppeldick: Nach den anhaltenden innerparteilichen Personalquerelen stürzte die Partei in der Wählersympathie auf ein Rekordtief von 3 Prozent ab. Im wöchentlichen Forsa-Wahltrend von RTL und "Stern" ist dies der schlechteste Wert für die FDP seit März 1996. Gemessen am Bundestagswahl-Ergebnis von 14,6 Prozent hat die Partei damit binnen eines Jahres rund 80 Prozent ihrer Wähler verloren.
Die Union kann sich weiter verbessern und legt um einen Punkt auf 35 Prozent zu. Die SPD verharrt bei 24 Prozent. Die Grünen gaben einen Punkt ab und liegen mit nunmehr 19 Prozent erstmals seit Anfang September wieder unter der 20-Prozent-Marke. Die Linke erzielte wie in der Vorwoche 11 Prozent. Das Oppositionslager aus SPD, Grünen und Linken hat mit zusammen 54 Prozent einen Vorsprung von 16 Prozentpunkten vor dem Regierungslager aus Union und FDP (gemeinsam 38 Prozent). SPD und Grüne hätten jedoch weiter keine eigene Mehrheit.
Mehrheit glaubt an Westerwelles Ende
Auch in der Bevölkerung sinkt Westerwelles Ansehen weiter. Im letzten ZDF-"Politbarometer" gaben ihm 63 Prozent der Wahlberechtigten eine sehr große oder große Schuld für das Stimmungstief der FDP. Nur 39 Prozent erwarten, dass Westerwelle Ende nächsten Jahres noch Parteivorsitzender sein wird. 51 Prozent glauben das nicht.
Das Umfragetief der Liberalen wird nach Ansicht von 70 Prozent auch noch länger anhalten. Nur 24 Prozent rechnen mit einer Erholung in der nächsten Zeit.
Es wird weiter gesägt
Die Rückzugsforderungen an Westerwelle gehen derweil weiter. Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) plädierte in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" dafür, dass sich Westerwelle auf das Amt des Außenministers konzentrieren solle. Der FDP-Chef habe Fehler gemacht und müsse einsehen, dass die Ämtertrennung der richtige Weg sei. "Es ist ja immerhin auch eine Leistung, innerhalb nur eines Jahres von ganz hohen Umfragewerten so tief in den Keller zu fallen."
Dagegen zeigte sich Sachsens FDP-Landesvorsitzender Holger Zastrow "zutiefst beunruhigt" über die Debatte. Er wünsche sich, dass der Außenminister und Vizekanzler auf dem Parteitag im Mai wieder als Bundesvorsitzender kandidiere. "Er ist jemand, der in der Vergangenheit die richtigen Rezepte hatte. Ich traue ihm auch zu, dass er auch jetzt die richtigen Rezepte entwickeln kann."
Westerwelle hatte Rückzugsforderungen am Wochenende mit den Worten zurückgewiesen: "Ich verlasse das Deck nicht, wenn es stürmt." Der 48-Jährige legte sich jedoch noch nicht fest, ob er beim nächsten Bundesparteitag im Mai - nach den Landtagswahlen in Hamburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz - wieder antreten wird. Nach neuen Länder-Umfragen käme die FDP derzeit weder in Baden-Württemberg noch in Rheinland-Pfalz ins Parlament.
Quelle: ntv.de, dpa