Übergriffe auf Roma Facebook-Posts hetzen Pariser Vororte auf
27.03.2019, 13:52 Uhr
Die Pariser Vorstadt Bobigny gilt als sozialer Brennpunkt mit einem Migrantenanteil von fast 50 Prozent.
(Foto: picture alliance / Peter Zschunk)
Verleumderische Facebook-Posts wiegeln Menschen in der Pariser Vorstadt Bobigny so sehr auf, dass sie sich zusammenrotten und ein Roma-Lager angreifen. Autos brennen, es gibt Verletzte und Festnahmen. Die französische Regierung verurteilt die Übergriffe.
Nach Übergriffen auf Roma in Pariser Vororten hat Frankreichs Regierungssprecher die Gewalt scharf verurteilt. Die Vorfälle seien inakzeptabel und abscheulich, sagte Benjamin Griveaux nach der Kabinettssitzung in Paris. Nach diesen Übergriffen sei der Kampf gegen Fake News wichtig, denn Gerüchte in sozialen Netzwerken hatten die Übergriffe ausgelöst.
Im Netz war der Roma-Gemeinschaft unterstellt worden, Kinder im Zusammenhang mit Organhandel und Prostitution in Lieferwagen zu entführen. Daraufhin kam es am Montagabend vor allem in den Vororten im Département Seine-Saint-Denis im Nordosten der französischen Hauptstadt zu Übergriffen auf Roma. "Seit einigen Tagen kursieren Gerüchte in sozialen Netzwerken über Kindesentführungen. Es gab keine Entführungen oder versuchte Entführungen von Kindern im Département", schrieb die Präfektur auf Twitter. Wie die Gerüchte zustande gekommen sind, ist bislang unklar.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bobigny befanden sich am Dienstagabend 19 Menschen unter anderem wegen vorsätzlicher Gewalttaten in Polizeigewahrsam. "Die Verbreitung falscher Informationen hat in den vergangenen Tagen zu einer Reihe von Gewaltakten gegen Mitglieder der Roma-Gemeinschaft und zu Vergeltungsmaßnahmen durch diese geführt", hieß es in einer Mitteilung. Entführungen oder entsprechende Versuche seien nicht bei der Polizei gemeldet worden, man prüfe aber Berichte über verdächtige Vorfälle.
Nach Angaben des Senders France Info versammelten sich am Montagabend in mehreren Vororten Dutzende Menschen bewaffnet mit Messern und Stöcken vor Unterkünften von Roma. Sie waren durch massenhaft überwiegend über Facebook verschickte Posts aufgehetzt worden. Autos brannten, es kam zu Schlägereien. Bereits am 16. März sollen Jugendliche einen Lieferwagen attackiert haben, die beiden Insassen seien leicht verletzt entkommen, berichtete der Sender.
Quelle: ntv.de, mau/dpa