Politik

Arbeit oft zu Dumpinglöhnen Fast eine Million Deutsche sind Leiharbeiter

Viele Leih- und Zeitarbeiter arbeiten für weniger als 1970 Euro im Monat.

Viele Leih- und Zeitarbeiter arbeiten für weniger als 1970 Euro im Monat.

(Foto: imago stock&people)

Die Zahl der Leih- und Zeitarbeiter erreicht im vergangenen Jahr einen neuen Rekord: Fast zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten für Löhne unterhalb der Niedriglohnschwelle. Eine Gesetzreform soll die Situation der Arbeitnehmer nun verbessern.

Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten als Leiharbeiter. Mit 961.000 Leiharbeitnehmern gab es im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken zeigt. Das Thema dürfte auch bei den Haushaltsberatungen des Bundestags im Laufe des Donnerstags eine Rolle spielen. Beraten wird der Etat von Arbeitsministerin Andrea Nahles. Voraussichtlich noch im September soll ein Gesetzentwurf von Nahles zur Eindämmung von Missbrauch bei Leiharbeit und Werkverträgen beraten werden.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles.

(Foto: dpa)

Das mittlere Bruttogehalt von Leiharbeitnehmern lag nach den jüngsten Zahlen bei 1700 Euro - und somit deutlich unter dem Gehalt anderer Beschäftigter. "Im Vergleich dazu lag das Medianentgelt bei allen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten bei 2960 Euro", so die Regierung. Fast zwei von drei Leiharbeitern arbeiteten zuletzt zu besonders niedrigen Löhnen. Im Jahr 2014 waren es noch rund 50.000 Leih- oder Zeitarbeiter weniger als 2015. In den Jahren davor schwankten die Zahlen zwischen 610.000 und 910.000.

Sie lagen unter der Niedriglohnschwelle von rund 1970 Euro, also unter dem Lohn, der zwei Drittel des mittleren Gehalts der Beschäftigten insgesamt beträgt. 5,7 Prozent der Leiharbeitnehmer haben Anspruch auf ergänzende Leistungen und stocken ihr Gehalt mit Hartz IV auf. Nur jedes vierte Leiharbeitsverhältnis besteht neun Monate oder länger. 15 Prozent dauern 15 Monate, 12 Prozent über 18 Monate.

Linke kritisiert Nahles' Gesetzreform

Die Domäne der Leiharbeit ist der Maschinen- und Fahrzeugbau. Insgesamt beschäftigte die Metall- und Elektroindustrie mit 36 Prozent die meisten Leiharbeitskräfte gemessen an allen Leiharbeitern. Allein im Maschinenbau sind 11 Prozent aller Leiharbeiter beschäftigt, im Fahrzeugbau 10 Prozent. Der Linken-Politiker Klaus Ernst sagte: "Das Zweiklassensystem im Betrieb hat sich leider etabliert." Er warf Nahles vor, ihre geplante Reform diene nicht im Ansatz dem Schutz der Leiharbeitnehmer.

Trotz Reform werde fast niemand von einer besseren Entlohnung profitieren. "Die Ministerin streut den Betroffenen nur Sand in die Augen." Der Entwurf sieht vor, dass Leih- oder Zeitarbeitnehmer künftig nach neun Monaten genauso wie die Stammbelegschaften bezahlt werden. Sie sollen längstens 18 Monate in demselben Betrieb arbeiten dürfen, ohne von diesem übernommen zu werden. Abweichungen per Tarifvertrag sollen möglich bleiben, auch für nicht tarifgebundene Unternehmen der betreffenden Branche.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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