Politik

Krise zwischen Ägypten und Israel "Flagman" wird arabischer Held

Am Sonntag wehte noch immer die ägyptische Fahne auf der israelischen Botschaft.

Am Sonntag wehte noch immer die ägyptische Fahne auf der israelischen Botschaft.

(Foto: AP)

Das israelisch-ägyptische Verhältnis steckt in seiner schwersten Krise seit dem Sturz von Machthaber Mubarak. Ein 23-jähriger Ägypter, der die Flagge von der israelischen Botschaft in Kairo geholt hat, wird von Arabern bei Twitter als Held bejubelt. Hintergrund ist der Tod von fünf ägyptischen Grenzpolizisten am Rande der Terrorserie in Israel am vergangenen Donnerstag.

Ein 23-jähriger Ägypter, der die israelische Flagge von Israels Botschaft in Kairo geholt hat, wird bei Twitter als arabischer Volksheld gefeiert. "Vergesst Spiderman, Batman oder Superman, meine Kinder werden wie Flagman sein wollen", schreibt ein AimanElSayed. "Flagman hat bewiesen, dass die ägyptische Jugend bereit ist, in den Himmel zu steigen, um die Ehre dieses Landes zu verteidigen und die Freiheit zu bewahren", meint Ghonemi.

Ahmed al-Schehat ist ein Volks- und Twitter-Held geworden.

Ahmed al-Schehat ist ein Volks- und Twitter-Held geworden.

(Foto: dpa)

Ein Nutzer, der sich "WorldPeace2Day" nennt, schlägt vor, Flagman zu Ehren jeden Samstag überall auf der Welt israelische Flaggen zu verbrennen. Ahmed al-Schehat sei ein "Volksheld", erklärte der ägyptische Präsidentschaftskandidat Hamdin Sabahi ebenfalls via Twitter.

Mehr als tausend Menschen hatten in der Nacht von Samstag auf Sonntag vor der israelischen Botschaft protestiert, nachdem im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern an der ägyptisch-israelischen Grenze unter noch ungeklärten Umständen ägyptische Polizisten ums Leben gekommen waren. Der Vorfall hatte zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen Israel und Ägypten geführt. Während der Demonstration kletterte Al-Schehat an dem mehrstöckigen Gebäude hoch und ersetzte die israelische durch die ägyptische Fahne. Im ägyptischen Fernsehen sagte er später, er sei "unbeschreiblich glücklich".

Tod von fünf Grenzpolizisten ungeklärt

Hintergrund der wütenden anti-israelischen Proteste ist der Tod von fünf ägyptischen Grenzpolizisten, die am Donnerstag von israelischer Seite aus getötet worden waren. Die Umstände ihres Todes sind noch nicht geklärt. Die ägyptische Nachrichtenagentur MENA hatte gemeldet, dass die Polizisten durch die Rakete eines israelischen Hubschraubers getötet wurden.

Der Angriff galt demnach eigentlich einer Gruppe Bewaffneter, die an der Anschlagsserie in Südisrael beteiligt waren. Dabei waren acht Israelis getötet worden. Israel geht davon aus, dass die Terroristen über die ägyptische Sinai-Halbinsel eingedrungen waren.

Kairo hält späte Entschuldigung für unzureichend

Hunderte protestieren am Samstagabend vor der israelischen Botschaft in Kairo.

Hunderte protestieren am Samstagabend vor der israelischen Botschaft in Kairo.

(Foto: AP)

Erst nachdem die Übergangsregierung in Kairo mit dem Abzug des ägyptischen Botschafters aus Tel Aviv gedroht hatte, erklärte Israel am Samstag sein Bedauern für den Grenzzwischenfall und bot eine gemeinsame Untersuchung des Vorfalls mit dem ägyptischen Militär an. Die ägyptische Regierung bezeichnete die Entschuldigung als nicht ausreichend.

"Israel bedauert den Tod der ägyptischen Polizisten während des Terrorangriffs gegen Israel", sagte Verteidigungsminister Ehud Barak der "Jerusalem Post" zufolge. "Der Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten ist sehr wichtig und hat strategische Bedeutung für die Stabilität des Nahen Ostens."

"Obwohl die israelische Erklärung positiv erscheint, entspricht sie nicht der Schwere des Vorfalls und der Verärgerung der Ägypter über die israelischen Taten", erklärte das Kabinett nach einem Bericht der halboffiziellen Zeitung "Al-Ahram". Außerdem müsse es ein klares Enddatum für die gemeinsame Untersuchung des Zwischenfalls geben.

Arabische Liga verurteilt Angriffe auf Gazastreifen

Die Stimmung ist umgeschlagen: Der Nationalismus der Freiheit ist dem Hass auf Israel gewichen.

Die Stimmung ist umgeschlagen: Der Nationalismus der Freiheit ist dem Hass auf Israel gewichen.

(Foto: REUTERS)

Die Arabische Liga verurteilte derweil sowohl den Angriffe auf die ägyptischen Sicherheitskräfte als auch die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen, die seit den Anschlägen vom Donnerstag anhalten. Die Organisation forderte bei einer Sondersitzung in Kairo die internationale Gemeinschaft auf, "Druck" auf Israel auszuüben, die Angriffe "sofort zu beenden". Der UN-Sicherheitsrat müsse "seiner Verantwortung gerecht werden und schnell die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um dieser brutalen Aggression ein Ende zu setzen".

Den Palästinensern sicherte die Arabische Liga erneut Unterstützung bei den Vorhaben zu, als eigener Staat Mitglied der UNO zu werden. Die Palästinenser wollen am 20. September bei der UN-Vollversammlung die Anerkennung als eigener Staat in den Grenzen von 1967 beantragen. Dieser würde das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem umfassen.

Raketen aus Gaza schlagen in Israel ein

Am vierten Tag in Folge schlugen am Sonntag erneut Raketen aus dem Gazastreifen im Süden Israels ein, Opfer oder Schäden gab es laut israelischer Armee nicht. Seit dem frühen Sonntagmorgen seien etwa 17 Geschosse abgefeuert worden. Zudem schlugen am Sonntag zwei Raketen aus dem Gazastreifen in Ägypten ein, wie das ägyptische Staatsfernsehen berichtete. Offenbar sollten sie einen nahegelegenen israelischen Stützpunkt treffen.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen