Zehntausende Arbeitslose mehr als im Juni 2012 Frühjahrsbelebung schwächelt
27.06.2013, 10:14 Uhr
2.865.000 Millionen Menschen sind derzeit offiziell arbeitslos.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit gibt sich zwar ganz optimistisch. Trotz eines schwierigen konjunkturellen Umfelds zeige sich der Arbeitsmarkt im Juni "in einer guten Verfassung", so Weise. Allerdings sah es vor einem Jahr noch deutlich besser aus.
Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich im Juni recht robust gehalten. Die Zahl der Arbeitslosen sank auf 2.865.000 und die Arbeitslosenquote fiel um 0,2 Punkte auf 6,6 Prozent, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte. Die BA verzeichnete 72.000 Arbeitslose weniger als im Mai, aber 56.000 mehr als vor einem Jahr. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen sank die Zahl der Arbeitslosen überraschend um 12.000. Experten hatten einen Anstieg um 8000 erwartet.
"Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich alles in allem in einer guten Verfassung", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. "Er entwickelt sich trotz des schwierigen konjunkturellen Umfelds robust." Insgesamt sei die Frühjahrsbelegung dieses Mal allerdings schwächer ausgefallen als in den Vorjahren.
Auch die Nachfrage nach Arbeitskräften gab im Juni weiter nach. Aktuell sind 437.000 offene Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet, das sind 62.000 weniger als vor einem Jahr.
Unternehmen halten sich zurück
Die internationalen Konjunktur-Risiken führten dazu, dass Unternehmen bei zusätzlichen Neueinstellungen zurückhaltender seien, heißt es bei der Bundesagentur. Zudem gelinge es Betrieben nicht immer, Stellen zeitnah zu besetzen. Ein Drittel der im Juni gemeldeten offenen Stellen stammten von Zeitarbeitsfirmen. Aber auch in dieser Branche, die als Aufschwungs-Indikator gelte, sei die Nachfrage nach Mitarbeitern im Vergleich zum Vorjahresmonat zurückgegangen, sagte eine BA-Sprecherin.
Volkswirte und Konjunkturforscher sehen ebenfalls keine Anzeichen für einen baldigen neuen Jobaufschwung. Bereinigt um saisonale Sonderfaktoren sei in den kommenden Monaten sogar mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu rechnen, sagten die Experten. Erst gegen Jahresende könne bei der von einigen Experten erwarteten leichten Konjunkturbelebung wieder mit leicht sinkenden Arbeitslosenzahlen gerechnet werden.
Bei Arbeitsmarktprognosen für die zweite Jahreshälfte 2013 schwanken die Fachleute zwischen Skepsis und vorsichtigem Optimismus. So rechnet etwa Steffen Henzel vom Münchner Ifo-Institut bis zum Jahresende saisonbereinigt mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Selbst der für die zweite Jahreshälfte erwartete leichte Konjunkturaufschwung werde im Laufe des Jahres kaum auf dem Arbeitsmarkt spürbar sein. Etwas zuversichtlicher ist dagegen Deutsche-Bank-Volkswirt Heiko Peters. Er geht davon aus, dass von einem 0,3-prozentigen Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und einem voraussichtlichen 0,2-prozentigen Zuwachs im dritten Quartal auch der Arbeitsmarkt profitieren wird.
Quelle: ntv.de, dpa/rts