EU erinnert Italien an Prüfzwang Für Morandi-Brücke galten Spezialauflagen
16.08.2018, 17:25 Uhr
Ein Arbeiter inspiziert das Gebiet um die eingestürzte Morandi Autobahnbrücke.
(Foto: dpa)
Wer trägt die Verantwortung für den Brückenkollaps in Genua? Italien sieht die Schuld beim Betreiber und der EU. Doch die EU-Kommission stellt klar: Die italienischen Behörden hatten ebenfalls eine Sorgfaltspflicht zu erfüllen.
Die eingestürzte Autobahnbrücke in Genua war Teil eines europäischen Fernstraßennetzes und unterlag deshalb besonderen Prüf- und Sicherheitsauflagen der EU. Dies stellte die EU-Kommission klar. Verantwortlich für die Umsetzung seien die italienischen Behörden.
Die Brücke ist Teil des sogenannten TEN-T-Netzes, das schnelle Verbindungen innerhalb der ganzen EU sichern soll. Die besonderen Sicherheitsvorgaben sind in einem eigenen Regelwerk festgeschrieben. "Die Sicherheit muss entsprechend den Vorgaben der EU-Richtlinie über ein Sicherheitsmanagement für die Straßenverkehrsinfrastruktur sichergestellt, überprüft und wenn nötig verbessert werden", betonte ein Kommissionssprecher. Bei privatisierten Straßen sei der Betreiber zuständig.
Die Kommission wies damit Aussagen des italienischen Innenministers Matteo Salvini zurück, wonach Brüsseler Sparvorgaben für die marode Infrastruktur des Landes mitverantwortlich sein könnten. EU-Staaten könnten politische Prioritäten im Rahmen der geltenden Haushaltsregeln selbst festlegen, wiederholte der Sprecher.
Derweil suchen Helfer in Genua in den Trümmern der eingestürzten Autobahnbrücke weiter nach Opfern und Überlebenden. Ihr Augenmerk legen sie nun vermehrt auf mögliche Hohlräume. Spezialisten arbeiten daran, die Trümmer in große Betonblöcke zu zerschneiden und mit Kränen abzutragen, um Spürhunde in den Schutt schicken zu können. Die Arbeit sei sehr gefährlich, da die Trümmer und auch der noch stehende Rest der Autobahnbrücke instabil seien, sagte ein Feuerwehrsprecher.
Am Samstag soll in der Messehalle Fiera de Genova eine Trauerfeier für die 38 Todesopfer abgehalten werden. Bei dem Unglück wurden außerdem 16 Menschen verletzt, neun von ihnen schwer.
Quelle: ntv.de, kpi/AFP/dpa