Politik

"Und den Wessi auch nicht" Gauck: Den Ossi gibt es nicht mehr

Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt beim Bürgerfest im Schloss Bellevue.

Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt beim Bürgerfest im Schloss Bellevue.

(Foto: dpa)

Bundespräsident Gauck sieht mehr Unterschiede zwischen den Menschen in Ostdeutschland als zwischen jenen in Ost- und Westdeutschland. Demzufolge hätten sich auch 25 Jahre nach der deutschen Einheit die Begriffe Ossi und Wessi überlebt.

Bundespräsident Joachim Gauck sieht 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung keine großen Unterschiede mehr zwischen Ost- und Westdeutschen. Es gebe innerhalb Ostdeutschlands wahrscheinlich weit mehr Unterschiede als zwischen Ost und West. "Insofern gibt es 'den Ossi' genauso wenig wie 'den Wessi'", sagte Gauck der Zeitschrift "Super Illu".

Viele Ostdeutsche seien seit der Wiedervereinigung freie, selbstbewusste Bürger geworden, die sich in Wirtschaft und Politik, beruflich und gesellschaftlich engagierten. "Es gibt aber nicht wenige, die unzufriedene Untertanen blieben, die mit den Möglichkeiten der Demokratie immer noch fremdeln und bis heute kein Vertrauen in die eigenen Mitwirkungsmöglichkeiten entwickelt haben", so Gauck. 

"Haltungen, die in einer von oben durchherrschten Gesellschaft wie der DDR gewachsen sind, leben leider weit länger als die Diktatur selbst", sagte Gauck auf die Frage, wie er sich die geringere Wahlbeteiligung und vermehrte rechte Gewalt im Osten Deutschlands erkläre. "Wir sollten aber nicht vergessen, dass es auch im Westen Deutschlands, nach vielen Jahrzehnten Demokratie, Menschen gibt, die Fremdenfeinde sind und Flüchtlingsheime anzünden."

Viele sind noch immer verbittert

Dem "Bonner Generalanzeiger" hatte Gauck unlängst gesagt: "An das Dasein eines freien, selbstbestimmten, eigenverantwortlich handelnden Bürgers haben die Ostdeutschen sich erst seit 1989 gewöhnen können, die Westdeutschen dagegen seit der Nachkriegszeit. Außerdem hatte kaum jemand aus dem Osten Erfahrungen mit dem Zusammenleben mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturkreisen." Hinzu komme: "Die Abwehr von Menschen anderer Herkunft ist oft dort besonders groß, wo besonders wenige dieser Menschen leben."

Dennoch hält der Bundespräsident die deutsche Einheit für gelungen. Für viele Menschen sei erst die Freiheit, dann die deutsche Einheit zum elementaren Lebensglück geworden. Das gelte besonders für die jüngere Generation. "Gerade ihre Möglichkeiten haben sich unendlich erweitert. Aber für einen Teil der älteren ehemaligen DDR-Bürger ist das Tal der Enttäuschung bisher nicht überwunden." Viele hätten ohne eigene Schuld Lebensperspektiven verloren und seien deshalb noch immer verbittert.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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