Waffenruhe wird nicht verlängert Gaza-Krieg flammt wieder auf
20.08.2014, 00:42 Uhr
Raketen aus dem Gazastreifen, die auf Israel abgefeuert wurden, werden von israelischen Raketen (links) abgefangen.
(Foto: REUTERS)
Die Feuerpause im Gaza-Krieg ist nun auch offiziell ausgelaufen, verlängert wird sie nicht. Schon zuvor feuerten radikale Palästinenser Raketen auf Israel, das mit Luftschlägen reagierte. Auch die Gespräche in Kairo scheitern ohne Ergebnis.
Nach dem Ende einer weiteren Nahost-Feuerpause ist der Gaza-Konflikt wieder voll aufgeflammt. Israel wurde aus dem Gebiet am Mittelmeer mit Raketen beschossen und antwortete mit neuen Luftschlägen. Dabei starben nach palästinensischen Angaben mindestens drei Menschen, 45 weitere wurden verletzt.
Unter den Opfern sind nach palästinensischen Angaben die Frau und eine Tochter des Hamas-Militärchefs Mohammed Deif. Hamas-Vize Mussa Abu Marsuk schrieb auf seiner Facebook-Seite, bei dem Angriff in Gaza seien die Frau "des großartigen Führers" und dessen kleine Tochter gestorben. Deif ist seit 2002 Kommandeur der Essedin-al-Kassam-Brigaden, dem bewaffneten Arm der Hamas, und gilt in Israel mittlerweile als Staatsfeind Nummer eins. Er hat bereits mindestens fünf israelische Attentatsversuche überlebt.
Die Regierung in Jerusalem hatte ihre Verhandlungsdelegation zuvor schon aus Kairo abgezogen. Dort sollte sechs Wochen nach Beginn des Gaza-Kriegs eine dauerhafte Friedenslösung zwischen Israel und den Palästinensern gefunden werden. Erleichtert werden sollten die Verhandlungen durch eine Feuerpause, die am Dienstagabend um 23.00 Uhr MESZ endete und nicht verlängert wurde.
Flughafen soll beschossen werden
Noch vor Ablauf der Feuerpause waren drei Raketen aus dem Gazastreifen in der Nähe der Wüstenstadt Beerscheva eingeschlagen, sagte eine israelische Militärsprecherin. Israel reagierte sofort mit neuen Luftangriffen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Bruch der Waffenruhe aufs Schärfste.
Später heulten in weiten Teilen Israels wieder die Sirenen. Im Großraum von Tel Aviv schlug eine Rakete ein. Von Opfern oder Schäden wurde zunächst nichts bekannt. Insgesamt seien am Dienstag etwa 50 Raketen auf Israel abgefeuert worden, teilten die Streitkräfte mit. Der Beschuss ging in der Nacht weiter. Israel flog nach eigenen Angaben etwa 30 Angriffe auf den Gazastreifen.
Für Mittwoch nahm die Hamas den internationalen Flughafen von Tel Aviv ins Visier. Ein Hamas-Kommandeur erklärte, internationale Fluggesellschaften sollten den Flughafen meiden. Den israelischen Behörden zufolge ging der Betrieb dort zunächst ohne Störung weiter.
Hamas beschuldigt Israel
Die Hamas wies Israel mit seiner Besatzungspolitik die Schuld an der Eskalation der Gewalt zu. Schon zuvor hatte die Hamas Israel vorgeworfen, die Gespräche in Kairo über eine dauerhafte Gaza-Waffenruhe bewusst zu verzögern. Die "Manöver" der israelischen Delegation verhinderten jeden Fortschritt, sagte der palästinensische Delegationsleiter in Kairo.
Laut palästinensischen Medienberichten standen beide Seiten kurz vor dem Abschluss einer mehrwöchigen Waffenruhe. Ein palästinensischer Politiker benannte die Stichpunkte einer grundsätzlichen Einigung mit Israel. Er sagte dem israelischen Armeesender: "Die Punkte sind der Wiederaufbau des Gazastreifens, die Aufhebung der Blockade, die Öffnung der Grenzübergänge, die Lösung der Stromprobleme, die Einfuhr von Baumaterialien unter internationaler Kontrolle und die Ausweitung der Fischereizone im Gazastreifen." Von israelischer Seite gab es dafür keine Bestätigung.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza starben in dem Konflikt seit dem 8. Juli auf Seiten der Palästinenser 2016 Menschen, mehr als 10.000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten und 3 Zivilisten getötet, Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP/rts