Hilfslieferung für die Ostukraine Gesamter Konvoi ist wieder in Russland
23.08.2014, 13:11 Uhr
Am Freitagabend hatten die Fahrzeuge Lugansk erreicht. Dort wurden sie auch entladen.
(Foto: dpa)
Unter scharfem Protest überquerte am Freitag ein russischer Hilfskonvoi eigenmächtig die Grenze zur Ukraine. Laut OSZE-Angaben verlassen nun alle Fahrzeuge wieder das Land. Nach russischen Angaben werden die Hilfsgüter in Lugansk verteilt.
Sämtliche Lastwagen des umstrittenen russischen Hilfskonvois sind nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) aus der Ukraine zurückgekehrt. Der Konvoi sei wieder in Russland, sagte der Leiter der OSZE-Beobachtermission am russischen Grenzposten Donezk, Paul Picard.
Russland hatte am Freitagvormittag seinen seit Tagen an der Grenze wartenden Hilfskonvoi für die notleidende Bevölkerung in der Ostukraine ohne das Einverständnis Kiews und des Roten Kreuzes über die Grenze geschickt.
Nach Angaben von OSZE-Beobachtern fuhren 227 Laster in sechs Gruppen über die Grenze. Am Abend wurden die Lastwagen laut Berichten des russischen Staatsfernsehens in der umkämpften Rebellenhochburg Lugansk entladen. Das russische Außenministerium erklärte, die Hilfsgüter seien an ihren Zielorten entladen worden.
"Klare Verletzung der ukrainischen Grenze"
Die ukrainische Regierung hatte mehrfach die Befürchtung geäußert, dass mit dem Konvoi neue Waffen an die prorussischen Separatisten geliefert werden könnten. Der ukrainische Grenzschutz teilte mit, dass er mehr als hundert Kilometer der Grenze zu Russland nicht kontrolliere. Der Geheimdienstchef des Landes, Valentin Naliwajtschenko, sprach von einer "direkten Invasion". Präsident Petro Poroschenko warf Russland einen Bruch des Völkerrechts vor. Die EU-Kommission bescheinigte Moskau eine "klare Verletzung der ukrainischen Grenze". UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "tief besorgt".
Auch bei Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama stieß das Vorgehen Moskaus auf "Unverständnis". Wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte, waren sich beide in einem Telefonat am Freitagabend einig, dass der Kreml damit die Verantwortung für eine weitere Verschärfung der Situation trage. Russland beteuerte dagegen, dass es sich nur um Hilfslieferungen handele.
Artilleriebeschuss in Donezk
Bei den Kämpfen in der ostukrainischen Separatistenhochburg Donezk wurden derweil mindestens zwei Zivilisten getötet. Das Zentrum der Stadt, in der vor dem Konflikt eine Million Menschen lebten, war unter Artilleriebeschuss geraten. Nach mehreren heftigen Explosionen lagen die Leichen von zwei Menschen auf der Straße, berichtete ein Reporter von AFP. Gebäude, Bäume und die Gleise der Straßenbahn wurden beschädigt.
Im Osten der Ukraine liefern sich ukrainische Regierungstruppen und prorussische Aufständische seit Monaten Gefechte. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit dem Beginn des Konflikts mehr als 2100 Menschen getötet. Mehr als 285.000 Menschen sind auf der Flucht. Die ukrainische Regierung und der Westen werfen der russischen Regierung vor, die Separatisten im Osten der Ukraine mit Waffen und Kämpfern zu unterstützen. Moskau weist dies jedoch regelmäßig zurück.
Quelle: ntv.de, mli/AFP