Bierflasche gegen Kopf geworfen Linken-Politikerin Akbulut rassistisch beleidigt und angegriffen
27.01.2025, 10:12 Uhr Artikel anhören
Akbulut fordert "eine Politik mit Haltung".
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit 2017 setzt sich Linken-Politikerin Akbulut im Bundestag für Migranten-Themen ein. Ihre Arbeit wird aber nicht von allen wertgeschätzt. Auf einer Zugfahrt wird sie jetzt von AfD- und Fußballfans angegriffen. Die Reise der Abgeordneten endet im Krankenhaus.
Die Linken-Politikerin Gökay Akbulut wurde eigenen Angaben zufolge am Samstagabend in einem Zug der Deutschen Bahn von Rechtsextremen beleidigt und angegriffen. In einem Beitrag auf Instagram beschreibt sie die Situation, in der ihr eine Bierflasche gegen den Kopf geworfen wurde. Anschließend musste sich Akbulut, die seit 2017 im Bundestag sitzt, in einem Krankenhaus behandeln lassen. "Zum Glück sind die Verletzungen nicht schwerwiegend", sagt die in der Türkei geborene Politikerin im Nachgang. Fotos zeugen von einer kleinen Platzwunde auf der Stirn der Expertin für Migrations- und Frauenpolitik sowie einem Mann, der ihr den Mittelfinger entgegenstreckt.
Ihren Angaben zufolge war der Zug, mit dem sie von Heidelberg nach Stuttgart fuhr, "voll von männlichen Fußballfans". Der VfB Stuttgart spielte an diesem Tag in Mainz, verlor 0:2. Viele Anhänger des Vereins waren offenbar mit diesem Intercity auf dem Heimweg. "Ich musste mich mit meinem Rucksack und Koffer durch die überfüllten Wagen drängen", schildert Akbulut. "Dabei wurde ich wiederholt sexuell belästigt und rassistisch beleidigt."
Als die 42-Jährige einen Sitzplatz fand, war sie "zunächst erleichtert". Doch direkt hinter ihr saß eine Gruppe von Männern, die "ständig AfD-Parolen riefen, sangen und grölten". Daraufhin begann die Linken-Politikerin, die sich öffentlich für ein AfD-Verbotsverfahren einsetzt, die Situation zu fotografieren. Ein Mann mit Brille soll dann die Bierflasche geworfen haben. Was unmittelbar danach passierte, erklärt die Abgeordnete nicht. "Als der Zug in den Stuttgarter Bahnhof einfuhr, wollte ich nur noch schnell raus", heißt es im Posting anschließend. "Ich stand unter Schock, schrie und rief nach der Polizei."
Akbulut erstattete Parteiangaben zufolge sofort Anzeige. Die Bundespolizei in Stuttgart bestätigt auf Anfrage von ntv.de den Vorfall. Nähere Angaben konnte ein Sprecher allerdings noch nicht machen. Die Behörde werde sich im Tagesverlauf zu den bisherigen Erkenntnissen äußern, sagte der Polizeisprecher weiter.
"Migration als das Übel aller Dinge"
Akbulut moniert in ihrem Beitrag "eine aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung, in der Migration als das Übel aller Dinge dargestellt wird". Dies ermögliche Angriffe auf Migranten. Die Baden-Württembergerin fordert alle Politiker der demokratischen Parteien auf, "ihren Tonfall zu mäßigen und nach sachlichen Antworten auf die Herausforderung unserer Zeit zu suchen". Es brauche jetzt eine "klare Kante gegen Rassismus und Rechtsextremismus" und keine Übernahme rechter Forderungen. "Die Situation in unserem Land ist brandgefährlich und erfordert eine Politik mit Haltung", macht Akbulut deutlich.
Der Linken-Kreisverband in Mannheim, der Wahlkreis der Angegriffenen, teilt nach der Attacke mit: "Dieser rassistische und sexistische Angriff erschüttert uns zutiefst. Er zeigt, wie weit das Gift, das die AfD in die Bevölkerung streut, zu wirken beginnt und alle Hemmungen verloren gehen."
"Es werden Menschen angegriffen, weil sie nicht 'deutsch genug' aussehen, Frauen werden als Freiwild betrachtet", so die Linken in ihrer Mitteilung vom Sonntagabend weiter. Die Partei erwarte nun, dass der Fußballverein sich von "diesen 'Fans' distanziert und diesen Angriff aufs Schärfste verurteilt".
VfB: Stehen für Toleranz und friedliches Miteinander
Am heutigen Montagmittag äußert sich Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart, dazu. Der Verein verurteile den Übergriff "aufs Schärfste", sagt er. "Wir distanzieren uns klar und deutlich davon. Weder im Fußball, in unserer VfB-Familie, noch irgendwo sonst in unserer Gesellschaft ist dafür Platz."
Der VfB stehe "für Toleranz, friedliches Miteinander, Vielfalt und unsere demokratische Grundordnung", erklärt Wehrle weiter. Es bestehe diesbezüglich Einigkeit zwischen dem Verein und den Fans. Wehrle wünscht der Abgeordneten "schnelle und vollumfängliche Besserung". Der VfB Stuttgart will die Ermittlungen zu den Tätern unterstützen.
Quelle: ntv.de, mpa