Atomdebatte beflügelt Grüne holen SPD ein
22.09.2010, 09:00 UhrDer Höhenflug der Grünen geht weiter: In der aktuellen Forsa-Umfrage erreichen sie spektakuläre 24 Prozent - mehr als doppelt so viel wie bei der Bundestagswahl vor einem Jahr. Die Union gerät dagegen wieder unter Druck. Schwarz-Gelb erreicht zusammen nur magere 34 Prozent - hätte also keine Regierungsmehrheit.

(Foto: dpa)
Erstmals seit ihrer Gründung haben die Grünen die SPD in einer Umfrage eingeholt. Wenn jetzt gewählt würde, könnten beide Parteien zusammen sogar auf eine absolute Mehrheit im Bundestag hoffen. Die CDU/CSU fiele dagegen unter 30 Prozent. Das ergab der vom Institut Forsa ermittelte "Stern"-RTL-Wahltrend.
Grüne und SPD liegen der Umfrage zufolge mit je 24 Prozent Kopf an Kopf. Während die SPD stagniert, legen die Grünen im Vergleich zur Vorwoche um zwei Prozentpunkte zu. Die Union fällt um einen Punkt auf 29 Prozent. Gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner FDP käme sie nur noch auf 34 Prozent und hätte keine Chance, ihre Regierungsmehrheit zu verteidigen.
Rot-Rot-Grün weit vorn
Noch dramatischer ist der Rückstand der Regierung, wenn man die dritte Oppositionspartei, Die Linke, einbezieht: Rot-Rot-Grün liegt danach mit 58 Prozent um 24 Prozentpunkte vor dem Regierungslager.
Die Grünen bekommen in der Umfrage mehr als doppelt so viel Zustimmung wie bei der Bundestagswahl vor einem Jahr (10,7 Prozent). Die SPD kann sich kaum von ihrem niedrigen Wahlniveau von 23 Prozent lösen. Für die Linke bedeuten ihre 10 Prozent in der Umfrage sogar einen Verlust von rund zwei Prozentpunkten gegenüber 2009 (11,9 Prozent).
Vertrauen verloren
Die Regierungsparteien haben das Vertrauen vieler ihrer Wähler verspielt. Die Union liegt fast 5 Punkte unter ihrem mageren Resultat von 33,8 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem Jahr. Die FDP hat sogar rund zwei Drittel ihrer Wähler von 2009 verloren, als sie ihr Rekordergebnis von 14,6 Prozent erreichte. Sie kommt die dritte Woche in Folge auf nur noch fünf Prozent. Immerhin jeder zwölfte Wähler würde heute für eine Partei stimmen, die gar nicht im Bundestag vertreten ist.
Forsa-Chef Manfred Güllner sagte, SPD-Chef Sigmar Gabriel würde mit seinem strikten Anti-Atom-Kurs Wähler zu den Grünen treiben. Viele atomkritische SPD-Anhänger gingen "gleich zum Original". Die "wirklichen Probleme" seien für die SPD-Wähler Armut, Renten und Arbeitsplätze, Bildungspolitik, Staatsverschuldung und die Ausländerfrage. "Das alles ist auch den zehn Millionen Wählern, die seit 1998 von der SPD abwandert sind, viel wichtiger als die Kernenergie."
Roth: Stimmungen sind keine Stimmen
Grünen-Chefin Claudia Roth versuchte, die Euphorie in ihrer Partei angesichts der guten Umfragewerte zu dämpfen. "Wir machen deshalb sicher keine Luftsprünge, freuen uns aber natürlich über den Rückenwind", sagte sie und fügte hinzu: "Stimmungen sind jedoch keine Stimmen. Um von solchen Umfragen zu guten Wahlergebnissen zu kommen, steht uns noch harte und gründliche Arbeit bevor."
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Quelle: ntv.de, dpa