Politik

Vor dem großen Knall? Gute Nacht, liebe Welt

Es besteht Hoffnung, dass es nicht so weit kommt.

Es besteht Hoffnung, dass es nicht so weit kommt.

(Foto: imago/blickwinkel)

Nach der US-Wahl reiben sich die Menschen rund um den Erdball verwundert die Augen und fragen sich, wie es nun weitergehen soll. Zugegeben, es könnte schwierig werden. Dabei ist die Hoffnung Fluch und Segen zugleich.

Wählerstimmen sammelt man nicht mit harten Fakten oder philosophischen Gedanken. Vielmehr gilt es, die Gefühle der umworbenen Klientel zu berühren. Ähnlich einer Theateraufführung. Die andere Wahrheit lautet: Wahlen werden nicht mehr gewonnen, sondern verloren. So weit die Analyse zur US-Präsidentschaftswahl.

Was einfach klingt, bereitet in der Konsequenz Sorge. Gewinnen doch allerorts Despoten, Möchtegern-Diktatoren und Bauernfänger an Popularität. Das birgt zweifellos Gefahren. Ist doch allen das Versprechen gemein, den Nationalstolz neu beleben zu wollen und sich von einer globalisierten Welt abkoppeln zu können.

Dabei sollte eigentlich klar sein, dass sich die Uhren nicht zurückdrehen lassen. Jedenfalls nicht ohne großen Knall. Kein Mensch kauft ausschließlich in den USA produzierte und damit überteuerte, aber nur mittelmäßige Autos. Sprich, auch die USA werden weiterhin an Handelsbeziehungen und Kooperationen zu anderen Nationen festhalten müssen. Und die verlorenen Arbeitsplätze bleiben dort, wo sie einst hingegangen sind - im Ausland. Zumindest solange sie dort billiger sind. Umgekehrt werden auch überwiegend in den USA produzierte Güter und Ideen in der Welt ihre Abnehmer finden. Das wird auch - entgegen seiner Wählerschaft - der kommende US-Präsident wissen. Und so bleibt zu hoffen, dass schlicht der schnöde Mammon weiterhin für Stabilität sorgt.

Denn eine für sich autonome Industrienation wird im 21. Jahrhundert nicht funktionieren. Zumal deren Bevölkerung zwar blind das eigene Smartphone bedienen kann, aber zumeist schon beim Aufzeichnen des einfachen Stromkreises scheitert, geschweige denn dazu in der Lage ist, von heute auf morgen vom Ertrag des eigenen Gemüsebeets zu leben. Was wiederum innerhalb der Gesellschaft für Ärger sorgen dürfte. 

Dabei ist Nationalismus gar keine so schlechte Idee. Zumindest dahingehend, dass die Industriestaaten intern - also national - für etwas mehr gerechte Verteilung ihrer materiellen und geistigen Reichtümer sorgen. Denn durch eine damit verbundene steigende Zufriedenheit der Bevölkerung wäre der Tendenz einer zunehmenden Radikalisierung - sei es nationalistischer oder religiöser Art - durchaus Einhalt zu gebieten. Doch dafür ist nicht nur der Wähler in der Pflicht, sondern auch jene, die sich dazu berufen fühlen, ihre Nationen zu führen, statt diese wie bisher zu verführen. 

Zugegeben, das klingt nach Sozialromantik und hat mit realer Wertschöpfung wenig zu tun, ist aber angesichts einer steigenden Weltbevölkerung und begrenzter Ressourcen mittelfristig gar keine so abwegige Idee - zumindest um Schlimmeres zu verhindern.  

Denn gelingt dies nicht, werden die unguten Tendenzen zunehmen. Und in der Folge daraus werden die sich mit ihren kruden Versprechen gescheiterten Großsprecher gegenseitig an die Gurgel gehen. Dann heißt es allerdings nicht mehr "God bless America", "Einigkeit und Recht und Freiheit", "God save the Queen" oder "Vive la France", sondern schlicht und einfach: gute Nacht, liebe Welt. 

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen