Polizei intensiviert Ermittlungen Hackte Murdoch-Blatt Computer?
30.07.2011, 11:07 Uhr
Die Londoner Polizei ermittelt weiter.
(Foto: picture alliance / dpa)
Scotland Yard geht neuen Hinweisen im Abhörskandal um das nicht mehr existente Bouldevard-Blatt "News of the world" nach. Mitarbeiter der Zeitung stehen im Verdacht, neben Telefonanlagen auch Computer ausspioniert zu haben. Sogar der Rechner eines ehemaligen Geheimagenten soll überwacht worden sein.
Die britische Polizei weitet die Ermittlungen gegen die inzwischen eingestellte englische Boulevardzeitung "News of the World" aus. Eine neue Sondereinheit soll Hinweise untersuchen, dass die Zeitung , sondern mit Hilfe von Trojaner-Emails auch Computer gehackt und ausspioniert hat. Das erklärte ein Sprecher von Scotland Yard.
Unter anderem soll der Computer eines ehemaligen Geheimagenten überwacht worden sein. Der Medienskandal um abgehörte Telefone, bestochene Polizisten und andere illegale Recherchemethoden bei "News of the World" hatte Großbritannien in den vergangenen Wochen schwer erschüttert. Rund 4000 Telefone von Prominenten und Privatleuten sollen von der Zeitung abgehört worden sein, darunter auch die von Soldatenwitwen und Mordopfern.
John Yates musste zurücktreten
Die Affäre brachte den Konzern ins Wanken und Premierminister David Cameron, der enge Beziehungen zur Murdoch-Presse gepflegt hatte, in Erklärungsnöte. Auch die Londoner Polizei geriet wegen ihrer Verbindungen zur Murdoch-Zeitungsgruppe News International unter Druck, ihr Chef Paul Stephenson und ein weiterer hochrangiger Beamter der Behörde, John Yates, mussten wegen der Affäre bereits zurücktreten.
Der "News-of-the-World"-Verlag News International gehört zum Medienkonzern von Rupert Murdoch. Dessen Sohn und britischer Statthalter muss sich unterdessen eventuell einer weiteren Anhörung durch britische Parlamentariern stellen. Bereits in der vergangenen Woche hatte er mit seinem Vater vor einem zuständigen Parlamentsausschuss ausgesagt.
James Murdoch soll später erneut aussagen
Nachdem ehemalige Verantwortliche des Verlages Zweifel an Murdochs Aussage geäußert hatten, sei in Kürze eine Überprüfung geplant, erklärte der Vorsitzende des Ausschusses. Eine kurzfristige erneute Anhörung Murdochs lehnte der Abgeordnete ab. Später sei dies aber durchaus möglich. Bei der Untersuchung geht es darum, ob Murdoch von den illegalen Recherchemethoden seiner Zeitung wusste.
Wie die Londoner "The Times" berichtet, hat Prinz William führende Vertreter von Rupert Murdochs Konzern persönlich auf den Abhörskandal angesprochen. Die Nummer zwei der britischen Thronfolge beklagte sich im Januar während eines Essens mit Murdochs Sohn und der früheren "News of the World"-Chefredakteurin Rebekah Brooks darüber, dass sich niemand bei ihm für das heimliche Abhören der Telefone seiner Berater entschuldigt habe. Beide hätten sich daraufhin bei dem Prinzen entschuldigt. Nach Informationen der "Times" hatten Vertreter des Buckingham Palasts das Lunch-Treffen in einem Fünf-Sterne-Hotel von Wales als Beziehungspflege der Medien organisiert. Das Treffen sei "größtenteils freundlich" verlaufen.
Die Abhörattacken auf Vertreter des Buckingham Palasts waren schon vor Jahren aufgeflogen. 2006 wurden deshalb ein Klatschreporter von "News of the World" sowie ein Privatdetektiv festgenommen und 2007 zu Haftstrafen verurteilt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa