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Operation "Spinnennetz" Satellitenfotos zeigen zerstörte russische Bomber

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Blick aus dem All auf den russischen Militärstützpunkt Belaja in der Region Irkutsk.

Blick aus dem All auf den russischen Militärstützpunkt Belaja in der Region Irkutsk.

(Foto: © Maxar Technologies. via Reuters)

Drohnenschwärme gegen Bomber: Neue hochauflösende Satellitenbilder enthüllen, wie schwer die Operation "Spinnennetz" Putins strategische Bomberflotte trifft. Gestochen scharfe Detailaufnehmen belegen das Ausmaß der Schäden an einer der angegriffenen Militärbasen rund 4500 Kilometer hinter der Front.

Der ukrainische Drohnenangriff der Operation "Spinnennetz" hat der russischen Luftwaffe schwere Verluste zugefügt und weitab von der Frontlinie massive Schäden hinterlassen. Neu veröffentlichte Aufnahmen aus dem All belegen umfangreiche Zerstörungen an einer der fünf attackierten Luftwaffenbasen im russischen Hinterland.

Hochauflösende Satellitenfotos des Anbieters Maxar zeigen die Folgen des ukrainischen Distanzschlags am russischen Militärstützpunkt Belaja in der Region Irkutsk:

Die Aufnahmen stammen vom 4. Juni, also vom Tag drei nach dem ukrainischen Angriff. Das Vergleichsfoto links im Bild wurde am 22. Mai 2025 aufgenommen. Auf den vergrößerten Bildausschnitten sind auf den Stellplätzen der russischen strategischen Bomberflotte mehrere ausgebrannte Wracks sowie großflächige Brandspuren zu erkennen.

Bei den betroffenen Maschinen scheint es sich um überschallschnelle Schwenkflügel-Bomber vom Typ Tu-22M "Backfire" zu handeln. Weitere Aufnahmen aus Belaja zeigen mindestens drei ausgebrannte strategische Bomber vom Typ Tu-95 "Bear" - allein an der Basis Belaja.

Die Bomberbasis Belaja im Süden Sibiriens, aufgenommen am 4. Juni 2025.

Die Bomberbasis Belaja im Süden Sibiriens, aufgenommen am 4. Juni 2025.

(Foto: © Maxar Technologies. via Reuters)

Die Satellitenbilder decken sich mit den Videoausschnitten, die der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU bereits am Tag nach den von langer Hand vorbereiteten Drohnenangriffen veröffentlicht hatte. Die teils gestochen scharfen Fotos liefern zusätzliche Belege zu der Frage, wie umfangreich die Verluste der russischen Luftwaffe tatsächlich ausfallen.

Die Ukrainer gaben die Zahl der im Rahmen der Operation "Spinnennetz" zerstörten Maschinen zunächst mit 41 an. Von russischer Seite wurde in den Tagen nach dem Angriff der Verlust von mindestens 13 Militärflugzeugen eingeräumt. Allein am Standort Belaja sollen nach Einschätzung von Beobachtern jedoch mindestens elf Bomber getroffen worden sein. Weitere Angriffe gab es an der Militärbasis Olenja im Nordwesten Russlands nahe der finnischen Grenze sowie an den Flugplätzen Iwanowo und Djgailewo bei Moskau.

Beobachter gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der zerstörten oder beschädigten Maschinen damit höher sein dürfte als von Moskau angegeben. Zudem kommt: Am Standort Iwanowo bei Moskau könnten zudem auch schwer ersetzbare Spezialmaschinen vom Typ A-50 getroffen worden sein. Sicher ist bislang nur: Durch die vollkommen unerwartete Drohnenaktion der Ukrainer hat Russland einen beträchtlichen Bestandteil seiner Fernschlagkapazitäten eingebüßt - und zugleich jegliche Sicherheit im eigenen Hinterland verloren.

Ein Teil der von Maxar veröffentlichten neuen Detailaufnahmen konzentriert sich auf die Parkpositionen am südlichen Rand des Militärflughafens Belaja im Süden Sibiriens. Dort befinden sich unter anderem auch die Stellplätze der Tu-22-Schwenkflügelbomber. Der Bereich liegt mehrere Hundert Meter abseits der Startbahn. Die einzelnen Flugzeugparkplätze sind durch Erdwälle von ihrer Umgebung abgeschirmt.

Die Bomberbasis Belaja befindet sich rund 4500 Kilometer von der Frontlinie in der Ukraine entfernt in der südsibirischen Region Irkutsk. Der Stützpunkt ist eines der wichtigen Drehkreuze der russischen Luftwaffe in der Region: Von hier aus - in vermeintlich sicherer Distanz zur Front - starteten russische Bomberpiloten, um mit ihren Maschinen Raketen und Marschflugkörper zum Abschuss in Richtung Ukraine ins Einsatzgebiet zu fliegen.

Der Flughafen Belaja mit seiner fast vier Kilometer langen Rollbahn, Bunkern und Munitionsdepots bildet einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt in den Planungen zur russischen Fernschlagfähigkeit. Die Basis ist für Russland von enormer strategischer Bedeutung, der Überraschungsangriff der Ukrainer eine enorme militärische Blamage.

Die Basen sind zudem fester Bestandteil der russischen Kriegsführung: Die Start- und Landebahnen tief im russischen Hinterland boten Putins Bombern bisher einen sicheren Rückzugsort. Dort sind neben großen Mengen Treibstoff auch die Munition für die fast täglichen Angriffsflüge gegen ukrainische Städte gelagert.

Ein weiterer Vorher-Nachher-Vergleich blickt auf das Vorfeld der Bomberbasis Belaja im Zentrum des Stützpunkts. Dort erreichten die ukrainischen Drohnenschwärme bei dem Angriff vom 1. Juni die Parkpositionen mehrerer Tu-95-Bomber. Die Vergleichsaufnahme links wurde am 22. Mai aufgenommen, das Foto rechts am 4. Juni.

Die schweren viermotorigen Maschinen sind am Boden leicht zu erkennen: Ihre Spannweite misst rund 50 Meter, ihr maximales Startgewicht beträgt knapp 190 Tonnen. Aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts benötigen die Schwergewichte der russischen Bomberflotte großzügige betonierte Stellflächen. Im Rumpf und in den Flügeln ist voll aufgetankt Platz für rund 90 Tonnen Treibstoff.

Die Maxar-Bilder liefern nur einen kleinen Ausschnitt des Geschehens: Am Standort Belaja fielen den vorliegenden Aufnahmen zufolge mindestens drei Tu-95-Bomber der Operation "Spinnennetz" zum Opfer: Auf dem Foto vom 4. Juni sind die drei fast vollständig ausgebrannten Wracks deutlich zu sehen. Fahrzeugspuren am Boden zeugen von den vergeblichen Bemühungen, die entstandenen Brände zu löschen.

Die Aufnahmen enthalten zudem Hinweise darauf, dass die zerstörten Maschinen keineswegs dauerhaft geparkt waren, sondern bereitstanden für aktive Einsätze: Dafür spricht neben der Brandausdehnung und der Menge des geladenen Treibstoffs auch der Umstand, dass ein Teil der Bomber in den Tagen vor dem Angriff offenbar bewegt wurde.

Drohnenbilder aus ukrainischer Quelle zeigen zudem, dass an mindestens einer der angegriffenen Maschinen bereits Marschflugkörper unter den Flügeln hingen. Dies deute, so heißt es, darauf hin, dass der Start der Bomber in Richtung Ukraine bereits unmittelbar bevorstand.

Quelle: ntv.de

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