Politik

Gegen den "Einheitsbrei" Heftiger Streit um CDU-Schulpläne

"Bundesweit melden nur noch zwei Prozent aller Eltern ihr Kind auf einer Hauptschule an", gibt Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch (CDU) zu bedenken.

"Bundesweit melden nur noch zwei Prozent aller Eltern ihr Kind auf einer Hauptschule an", gibt Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch (CDU) zu bedenken.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Schülerzahlen in Deutschland sind rückläufig, Schulen werden zusammengelegt oder müssen schließen. Da hielt es die CDU-Spitze für eine gute Idee, die Hauptschule abzuschaffen und sich vom dreigliedrigen Schulsystem zu verabschieden. Doch die Prostete sind laut - selbst aus den eigenen Reihen.

Die CDU-Pläne zur Zusammenlegung von Real- und Hauptschulen stoßen vor allem im Süden Deutschlands weiter auf massiven Widerstand. Der hessische CDU-Fraktionschef Christean Wagner hält das von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) entwickelte Konzept für eine "Fehlentwicklung". Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag, Peter Hauk, sprach von einer "nutzlosen Strukturdebatte". Auch Bayerns CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer will unbeirrt am dreigliedrigen Schulsystem festhalten.

"Einheitsbrei schlecht für Förderung"

Seehofer sagte auf dem CSU-Bezirksparteitag in Nürnberg: "Ich halte nichts von einer Einheitsschule, wie es jetzt sogar unsere Schwesterpartei vorhat." Ein "Einheitsbrei" sei schlecht für die individuelle Förderung junger Menschen. Das dreigliedrige Schulsystem berücksichtige die unterschiedlichen Talente der Schüler besser.

Die CDU-Führung plant die Reduzierung der bisher drei Schultypen auf zwei: das Gymnasium sowie eine Oberschule, die Haupt- und Realschule miteinander verbindet. Auf dem Bundesparteitag im November in Leipzig soll das Konzept verabschiedet werden. Nach der innerparteilichen Kritik soll die Eigenständigkeit von Hauptschulen und Realschulen jedoch weiter "respektiert" werden - dort, wo sie funktionieren.

Hauptschulen abschaffen, Hauptschüler bleiben

Das ist nach Einschätzung der Landes-CDU in Hessen der Fall: Dort werden nach Darstellung von Fraktionschef Wagner die Hauptschulen mit einer stärkeren Berufs- und Praxisorientierung bereits erfolgreich weiterentwickelt. Ab Klasse 7 gingen die Schüler in die Betriebe. "Wir können zwar die Hauptschulen abschaffen, aber nicht die Hauptschüler", sagte Wagner in Wiesbaden. Mehr als 20 Prozent der Schulabgänger in Hessen hätten einen Hauptschulabschluss.

Der baden-württembergische CDU-Fraktionschef Hauk sagte nach Angaben seiner Partei am Samstag am Rande eines CDU-Bezirksparteitags in Sandweier: "Wir brauchen keine Debatte über Schulstrukturen, sondern wir müssen eine Qualitätsdebatte führen." Zur Qualität bei der Bildung gehörten differenzierte Angebote in den Schulprofilen und den Abschlüssen, einschließlich des Hauptschulabschlusses. Unter welchem räumlichen Dach sich diese befänden sei zweitrangig.

Argument für das Zwei-Säulen-Modell

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch (CDU) argumentiert auf der Basis fast zehnjähriger Erfahrung im eigenen Land anders: "Bundesweit melden nur noch zwei Prozent aller Eltern ihr Kind auf einer Hauptschule an", sagte der CDU-Minister. "Das ist doch ein schlagendes Argument für das Zwei-Säulen-Modell. Die Eltern wollen die Hauptschule nicht mehr." Im Nordosten gibt es seit 2002 neben dem Gymnasium nur noch die Regionalschule, die bis zur Mittleren Reife führt. "Ich kann nicht finden, dass damit der Untergang des Abendlandes verbunden wäre", sagte Tesch.

Quelle: ntv.de, dpa

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