Politik

"Es fehlt eine globale Strategie" IS-Provinz Libyen wird für Europa gefährlich

Seit Monaten kämpfen Regierungstruppen in Libyen gegen die lokale Gruppe "Ansar al-Scharia", die inzwischen dem transnationalen "Islamischen Staat" Gefolgschaft geschworen hat.

Seit Monaten kämpfen Regierungstruppen in Libyen gegen die lokale Gruppe "Ansar al-Scharia", die inzwischen dem transnationalen "Islamischen Staat" Gefolgschaft geschworen hat.

(Foto: REUTERS)

Der Ableger des "Islamischen Staates" in Libyen wird immer stärker. Jeden Tag verübe die Miliz Gräueltaten, beklagt nun ein libyscher Diplomat. Nahezu ungestört könnten die Dschihadisten agieren - und das nur eine Flugstunde von Europa entfernt.

Ein ranghoher Vertreter der libyschen Regierung hat den rasch wachsenden Einfluss der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in dem nordafrikanischen Land beklagt. Der IS gewinne in Libyen rasend schnell an Boden und Einfluss, sagte der Botschafter des Landes in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Aref Ali Najed, bei einem Besuch in New York. Seinen Angaben zufolge ist die Miliz mittlerweile in sieben libyschen Städten aktiv.

"Der IS begeht in Libyen jeden Tag Gräueltaten", sagte Najed, der auch Berater des libyschen Regierungschefs Abdullah al-Thani ist. Najed hielt sich in dieser Woche zu Gesprächen über die Sicherheitslage in seinem Land in New York und Washington auf. Er beklagte das Fehlen einer globalen Strategie gegen den IS. Es sei nicht möglich, die Organisation im Irak zu bekämpfen, "ohne die libysche Komponente mit zu berücksichtigen".

Ausgangspunkt für Angriffe in Europa

In das Land kämen zahlreiche vom IS rekrutierte Kämpfer aus dem Jemen, aus Tunesien, Algerien und Tschetschenien, sagte Najed. Der IS mit seinem Ursprungsgebiet in Syrien und im Irak zählt Libyen inzwischen zu seinen sogenannten "Provinzen". Er warnte, dass sich sein Land zum Ausgangspunkt der Extremisten für Angriffe in Europa entwickeln könnte. Schließlich sei der Kontinent nur eine Flugstunde entfernt.

In Libyen herrschen seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 Anarchie und Gewalt, eine funktionierende Zentralregierung gibt es nicht. Unter anderem die libysche Gruppe "Ansar al-Scharia" (Brigaden des islamischen Rechts) hat dem "Islamischen Staat" vor kurzem offiziell Gefolgschaft geschworen. Der IS kontrolliert weite Teile in Syrien und im Irak.

Zuletzt war auch immer wieder der IS für Angriffe in dem Land verantwortlich gemacht worden. In der Hauptstadt Tripolis überfielen IS-Milizionäre Ende Januar das Luxushotel "Corinthia" und ermordeten sechs Menschen. Immer wieder werden auch Ausländer als Geiseln genommen. Am 4. Februar überfielen IS-Kämpfer ein Ölfeld und ermordeten mindestens zwölf ausländische Arbeiter. Genauere Informationen über derlei Vorfälle sind aus dem extrem unsicheren Land oft nur schwer zu bekommen.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP

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