Maaßen warnt vor "Steppenbrand" IS ist direkte Bedrohung für Deutschland
25.02.2015, 13:56 Uhr
Deutsche Dschihadisten gibt es auch in Afghanistan. Deutlich mehr zieht es aber ins Bürgerkriegsgebiet Syrien und Irak.
(Foto: picture alliance / dpa)
Al-Kaida war noch vergleichsweise gut einschätzbar. Die aktuell größte Gefahr für Deutschlands Sicherheit ist laut Verfassungsschutz der Islamische Staat. Und das nicht nur wegen Hunderter deutscher Dschihadisten, die sich dem IS angeschlossen haben.
Die Ausbreitung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist aus Sicht des Verfassungsschutzes eine weit größere Bedrohung für Deutschland als das ursprüngliche Al-Kaida-Netzwerk. Al-Kaida unter der Führung von Osama bin Laden sei trotz einiger spektakulärer Terroranschläge "eigentlich nie aus den Höhlen von Waziristan herausgekommen", sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, vor den Teilnehmern des Europäischen Polizeikongresses in Berlin.
Die Rivalität zwischen Al-Kaida und IS könnte laut Maaßen allerdings zu einer weiteren Eskalation terroristischer Gewalt führen. Die Sicherheitsbehörden beobachteten derzeit einen gefährlichen "Konkurrenzkampf" zwischen den beiden Terrorgruppen. Beide Gruppierungen wollten durch spektakuläre Anschläge militante Islamisten auf ihre Seite ziehen. Deutschland werde von diesen Terrorgruppen als Feind und Rekrutierungsgebiet angesehen.
70 Rückkehrer haben schwere Straftaten begangen
Die aktuelle Gefahr durch IS und die Destabilisierung mehrerer Staaten in Nordafrika und Nahost sei für Deutschland dagegen eine direkte große Gefahr. "Wir müssen uns Sorgen machen, dass aus diesen Buschbränden kein Steppenbrand wird, den wir nicht mehr unter Kontrolle bringen können", warnte Maaßen. Zu den aktuellen "Buschbränden" zählte er unter anderem den drohenden Staatszerfall in Libyen und die Folgen des Putsches im Jemen.
Von den 600 vorwiegend jungen Menschen, die als Dschihadisten nach Syrien und in den Irak gereist seien, sind seinen Angaben zufolge bis jetzt rund 200 nach Deutschland zurückgekehrt. Etwa 70 dieser mutmaßlichen Terroristen stehen im Verdacht, schwere Straftaten begangen zu haben. 70 militante Islamisten aus Deutschland sollen im Kriegsgebiet ums Leben gekommen sein. Deutschland wird nach Einschätzung des Verfassungsschutzes von IS und ähnlichen Terrorgruppen als Feind und Rekrutierungsgebiet zugleich angesehen.
Da die deutschen Dschihadisten aus der Gruppe der hierzulande aktuell rund 7000 Salafisten stammten, sei es wichtig, ein Abdriften junger Muslime mit Migrationshintergrund in dieses Milieu zu verhindern, betonte Maaßen. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa