Mehrere Anschläge verübt IS nimmt afghanische Schulen ins Visier
16.08.2018, 15:38 Uhr
Ein Selbstmordattentäter des IS sprengte sich am Mittwoch in dieser Schule in die Luft.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat will sich für das Vorgehen der afghanischen Sicherheitsbehörden gegen ihre Kämpfer rächen. Ihre Vergeltung konzentrieren sie auf Bildungseinrichtungen des Landes. Dutzende Opfer sind bereits zu beklagen.
Bewaffnete Angreifer haben ein Ausbildungszentrum des afghanischen Geheimdienstes in Kabul attackiert. Sicherheitskräfte lieferten sich nach Angaben eines Polizeisprechers Gefechte mit den Angreifern. Das Gelände in der afghanischen Hauptstadt wurde weiträumig abgeriegelt. Erst am Mittwoch waren bei einem Selbstmordanschlag auf ein Bildungszentrum in Kabul, den inzwischen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für sich beanspruchte, Dutzende Menschen getötet worden.

Vor einer Woche starteten die Taliban einen großangelegten Angriff auf die Stadt Ghasni .
(Foto: REUTERS)
Nach Angaben von Behördenvertretern verschanzten sich die Angreifer am Donnerstag auf einer nahegelegenen Baustelle und eröffneten von dort aus das Feuer auf das Gelände des Geheimdienstes NDS. In der Nähe stehen auch Wohnhäuser. Auf Fernsehbildern waren gepanzerte Fahrzeuge zu sehen, die durch menschenleere Straßen fuhren. Es war Gewehrfeuer zu hören und ein Hubschrauber kreiste über der Gegend. Zu dem Angriff bekannte sich niemand.
Am Mittwoch hatte ein Selbstmordattentäter in einem Bildungszentrum in einem Schiitenviertel im Westen von Kabul nach Regierungsangaben mindestens 32 Menschen mit in den Tod gerissen. In der Schule bereiteten sich Schüler auf Aufnahmeprüfungen für die Universität vor. Am Donnerstag reklamierte die IS-Miliz den Anschlag über ihr Sprachrohr Amaq für sich.
Die Miliz hatte zuvor im Rundfunk und in Briefen Angriffe auf Schulen als Rache für das Vorgehen gegen ihre Kämpfer angekündigt. "Schulen und Bildungseinrichtungen sind leider für alle Gruppen zu einem leichten Ziel geworden als Mittel, die Regierung unter Druck zu setzen", sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums.
Die Gewalt nimmt zu
Innenminister Wais Ahmad Barmak bezeichnete nach dem Angriff derartige Anschläge als eines der "entsetzlichsten Probleme" des Landes. Den Vereinten Nationen zufolge sind mehr als 1000 Schulen im ganzen Land aus Sicherheitsgründen geschlossen. Allein in diesem Jahr sind demnach mindestens 86 Institutionen zerstört worden. Die Angriffe gegen Bildungseinrichtungen gehört zu einer größeren Welle der Gewalt in Afghanistan, die ein Schlaglicht auf die Sicherheitslage vor den für den 20. Oktober geplanten Wahlen wirft.
Von den zahlreichen tödlichen Anschlägen der vergangenen Monate besonders in Kabul und anderen städtischen Regionen wurden viele der sunnitischen IS-Miliz zugeschrieben. Sie sieht Schiiten als Ketzer an. In Afghanistan verüben zudem die radikalislamischen Taliban immer wieder Anschläge.
Vor einer Woche hatten die Taliban einen großangelegten Angriff auf die Stadt Ghasni in der gleichnamigen Provinz im Südosten des Landes gestartet. Nach tagelangen Gefechten scheinen die Regierungstruppen die Taliban-Kämpfer inzwischen aber wieder aus der Provinzhauptstadt vertrieben zu haben. In einigen Stadtgebieten trafen erste Hilfslieferungen ein, auch das Mobilfunknetz funktionierte teilweise wieder.
Der Angriff auf Ghasni war die größte militärische Aktion der Taliban seit einer vorübergehenden kurzen Waffenruhe im Juni. In Afghanistan stationierte US-Truppen hatten das afghanische Militär aus der Luft unterstützt.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/rts