Politik

Interview mit Sigmar Gabriel "Ich mute der SPD einiges zu"

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Beim SPD-Parteitag stellt sich ein Viertel der Delegierten gegen Sigmar Gabriel. Im Interview verrät der Parteichef, warum er damit sogar gerechnet hat und hinschmeißen für ihn gar nicht infrage kam.

Ein Viertel der Partei steht nicht hinter Ihnen. Was lernen Sie daraus?

Sigmar Gabriel: Auf dem Parteitag ging es darum, den Kurs der SPD zu klären. Natürlich gab es dabei Widerstände. Ein Viertel der Partei will keinen Kurs auf die Mitte der Gesellschaft. Ein paar Leute wünschen sich einen sehr viel linkeren Kurs. Aber dafür stehe ich nicht. Ich musste klarmachen, welche Linie die SPD in den nächsten Jahren führt. Man kann natürlich über Dinge hinwegreden, dann bekommt man vielleicht auch bessere Ergebnisse. Aber das rächt sich irgendwann. Deswegen ist ein Kurs der Mitte, der sich um die kümmert, die in diesem Land hart arbeiten, für mich alternativlos. Ich bin froh, dass das gelungen ist, wenn auch um den Preis, dass man dann nicht so ein Super-Wahlergebnis bekommt.

Haben Sie nach der Bekanntgabe des Ergebnisses überlegt, die Wahl nicht anzunehmen?

Nein. Das liegt auch daran, dass mein Tipp 78 Prozent waren. Ich kenne meine Partei ja ganz gut. Ich finde das auch gar nicht so dramatisch. Die SPD ringt um ihren Kurs, es gibt schwierige Entscheidungen wie die Frage: Sollen wir einen Militäreinsatz in Syrien machen? Es sind aufgewühlte Zeiten. Dass eine Partei darüber diskutiert, finde ich besser, als wenn sie das nicht macht. Eine stumme Partei ist meistens auch eine dumme Partei. Ich wusste, dass ich der SPD einiges zumute, aber wenn man führen will, muss man das manchmal.

In Ihrer Rede haben Sie gesagt, dass die SPD 2017 nicht mitregieren, sondern aus dem Kanzleramt regieren will. Heißt der Kanzlerkandidat Sigmar Gabriel?

Das müssen sie die SPD Anfang 2017 fragen, dann stellen wir den Kandidaten auf. Entscheidend ist, dass wir bis dahin klarmachen, wofür wir eigentlich stehen. Unsere große Sorge ist, dass wir uns in Deutschland zu sehr damit zufrieden geben, dass es uns heute gut geht. Wir müssten uns viel mehr Gedanken machen, damit wir auch noch in zehn Jahren gut und sicher leben können. Welche Modernisierung brauchen wir im Bildungswesen, in der Infrastruktur und in den sozialen Sicherungssystemen? Wie schaffen wir es, dass gute Arbeit in diesem Land auch wieder einen guten Lohn bekommt und Menschen sich nicht die Frage stellen müssen, wie sie trotz harter Arbeit ein gutes Auskommen haben?

Sie haben Ihren Hut als Kandidat vor einigen Wochen in den Ring geworfen. Das heißt, Sie sehen auch keine Alternativen zu sich selber?

Nein, ich bin gefragt worden, ob ich es mir als SPD-Vorsitzender vorstellen kann zu kandidieren. Natürlich muss man sich das als Vorsitzender einer Volkspartei vorstellen können. Aber am Ende entscheidet darüber in einem Jahr die SPD. Wir haben früher mal gesagt, wenn es mehrere Kandidaten gibt machen wir einen Mitgliederentscheid. Aber das stand heute nicht an, es ging um den Kurs der SPD.

Das Gespräch führten Peter Kloeppel und Heiner Bremer.

Quelle: ntv.de

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