Auch beim Kampf um Donezk In Ukraine werden Streubomben eingesetzt
21.10.2014, 08:57 Uhr
Durch die zerschossene Frontscheibe eines Autos fotografiert.
(Foto: REUTERS)
In der Ostukraine sollen Armee und prorussische Separatisten international geächtete Streubomben abgefeuert haben. Streubomben zerteilen sich vor dem Aufprall in viele kleinere Sprengsätze. Sie verminen damit praktisch ganze Landstriche.
Beim Krieg in der Ukraine sollen Armee und auch prorussische Separatisten Streubomben eingesetzt haben. Das berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Diese Waffen sind international geächtet, weil sie als besonders heimtückisch gelten.
Das ukrainische Militär wies die Vorwürfe umgehend zurück. "Wir verwenden diese Bomben überhaupt nicht, weil sie verboten sind", sagte Wladislaw Selesnjow von der "Anti-Terror-Operation" in Kiew. Außerdem schieße die Armee in ihrem Kampf gegen prorussische Separatisten nicht auf Zivilisten, fügte er hinzu.
Laut HRW wurden bei einer Untersuchung von Raketeneinschlägen in der Stadt Donezk solche Überreste gefunden. Allein in diesem Fall gebe es Belege dafür, dass die Bomben aus Richtung der ukrainischen Truppen abgefeuert worden seien. Laut der Menschenrechtsorganisation sollen aber auch die Gegner der Regierung in Kiew, die prorussischen Separatisten, Streubomben eingesetzt haben.
Zwar ließe sich bei vielen der Angriffe nicht eindeutig feststellen, wer die Streubomben abgefeuert habe, heißt es in dem Bericht weiter. Doch "die Beweise deuten bei mehreren Angriffen auf Donezk darauf hin, dass ukrainische Regierungstruppen verantwortlich waren".
Auch Reporter beobachteten wiederholt von Angriffen auf Wohngebiete. Meistens werden dafür Geschütze eingesetzt, die etliche Kilometer entfernt sind. Daher ist es in der Regel nicht möglich, einen Nachweis über die Urheber der Angriffe zu erbringen. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits rund 3700 Menschen getötet.
Zuvor hatten US-Medien darüber berichtet. Demnach sollen Ärzte Verwundete behandelt haben, die Verletzungen "eindeutig auf diese Waffen" zurückzuführen seien, schreibt die "New York Times". Bei den Angriffen Anfang Oktober war auch ein Schweizer ums Leben gekommen, der für das Rote Kreuz tätig war.
Deutschland vernichtet seine Bestände
Die Bundesregierung hatte sich von acht Jahren auf die Ächtung der Waffen festgelegt. Bereits 2001 hatte Deutschland begonnen, die Streumunitionsbestände der Bundeswehr zu vernichten. Dieser Prozess wird voraussichtlich Ende 2015, und somit zweieinhalb Jahre vor Ablauf der im Übereinkommen festgelegten Frist, abgeschlossen sein.
Ein internationales Abkommen zum Verbot von Streubomben wurde bislang von 114 Staaten unterzeichnet. Die Ukraine gehört nicht dazu. Auch Russland hat das Abkommen bislang nicht unterzeichnet.
Streubomben zerteilen sich vor dem Aufprall in viele kleinere Sprengsätze. Sie verminen damit praktisch ganze Landstriche. Vor allem Kinder werden oft auch noch Jahre nach dem Abwurf zu Opfern, wenn die Munition explodiert.
Eingekesselte Ukrainer getötet
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte beiden Seiten des Ukrainekonflikts gezielte Tötungen vorgeworfen. So sollen bei Kämpfen um die ostukrainische Stadt Ilowaisk mehr Soldaten getötet worden sein als bislang angenommen. Allein Anfang September seien mehr als 300 eingekesselte Soldaten von prorussischen Separatisten getötet worden. Insgesamt seien bei den Kämpfen um die strategisch wichtige Stadt in den vergangenen Monaten rund 1000 Soldaten ums Leben gekommen oder verletzt worden, zitierten örtliche Medien. Der frühere Verteidigungsminister Waleri Geletej hatte stets von rund 100 Toten gesprochen.
Quelle: ntv.de, ppo