Politik

Briten planen für US-Angriffe gegen Iran Israel setzt auf Drohgebärden

US-Truppen: Mögliche Unterstützung aus der Luft?

US-Truppen: Mögliche Unterstützung aus der Luft?

(Foto: Reuters)

Im Nahen Osten spitzt sich die Lage zu. Nach der Aufnahme der Palästinenser in die UNESCO forciert Israel den Siedlungsbau. Die USA sind "tief enttäuscht". Zugleich erwägt Ministerpräsident Netanjahu Angriffe auf den verhassten Iran und lässt entsprechende Waffen testen. Die Briten wappnen sich Medienberichten zufolge schon für eine konzertierte Militäroperation mit US-Truppen.

Großbritannien kalkuliert für einen Militärschlag gegen den Iran, sollten sich USA dazu entschließen, gegen die Islamische Republik vorzugehen. Informationen des "Guardian" zufolge soll der Fokus der US-Außenpolitik nach dem Sturz des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi nun wieder auf das umstrittene Atomprogramm des Irans umschwenken.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu suche eine Mehrheit für einen Militärschlag gegen die iranischen Nuklearanlagen, schrieb zuvor die israelische Zeitung "Haaretz". Netanjahu bemühe sich gemeinsam mit Verteidigungsminister Ehud Barak um Unterstützung in der Regierung für ein solches Vorhaben, hieß es. Ein Sprecher Netanjahus wollte sich nicht zu dem Thema äußern. "Wir kommentieren nicht jede Spekulation in der Zeitung", sagte Mark Regev.

Israels Premier Netanjahu würde offenbar gerne einen Angriff starten.

Israels Premier Netanjahu würde offenbar gerne einen Angriff starten.

(Foto: dpa)

Die US-Regierung weigerte sich, diese "vereinzelten Presseberichte" zu kommentieren, wie "Voice of America" Sprecherin Victoria Nuland zitiert. Nuland verwies auf die israelische Regierung - was aber der Pressesprecher des Weißen Hauses anders handhabte. Jay Carney sagte, die USA blieben im Fall Iran "fokussiert auf einen diplomatischen Kurs". Allerdings arbeite man mit Israel gemeinsam daran, dass das Land unter dem konservativen Präsidenten Ahmadinedschad die internationalen Auflagen für sein Atomprogramm erfülle.

Hilfe "bei jeder Mission"

Der "Guardian" berichtet derweil von Erwägungen, wie die USA und Israel bei einem Angriff auf den Iran militärisch unterstützt werden könnten. Das Verteidigungsministerium der Briten hält demnach einen schnellen Schlag mit Raketen gegen Atomanlagen für möglich. Die USA könne auf militärische Hilfe "bei jeder Mission" zählen, heißt es.

Die britischen Streitkräfte planten bereits für einen Luft- und Seeeinsatz, erwägten Truppenverlegungen für Kriegsschiffe und U-Boote, ausgestattet mit Tomahawk-Raketen, hieß es. In früheren Konflikten im Nahen Osten nutzten die USA bereits Diego Garcia im Indischen Ozean als Basis, und würden das für Angriffe auf Iran nach Ansicht britischer Militärs auch wieder tun.

Das iranische Militär hatte Israel als Reaktion auf die ersten Berichte über mögliche Operationen bereits vor einem möglichen Angriff gewarnt - und vor schweren Konsequenzen gedroht. "Wir würden sie einen derartigen Fehler bedauern lassen und sie schwer bestrafen", sagte Generalstabschef Hassan Firusabadi nach Angaben der Agentur Isna. "Sollte uns das zionistische Regime angreifen, dann werden auch die USA getroffen", fügte er hinzu.

Bande lockerer

US-Präsident Barack Obama, diplomatisch.

US-Präsident Barack Obama, diplomatisch.

(Foto: dpa)

Trotz der wohl erfolgenden Unterstützung Israels durch die USA ist das Band zwischen den Partnern längst nicht mehr so stabil wie früher. So zeigten sich die Vereinigten Staaten "tief enttäuscht" über die von Israel angekündigten Pläne zum beschleunigten Ausbau jüdischer Siedlungen. Derart einseitige Handlungen wirkten den Bemühungen für eine Wiederaufnahme des Friedensprozesses im Nahen Osten entgegen, sagte Carney. Sie trügen nicht dazu bei, eine notwendige vernünftige Verhandlungslösung zwischen beiden Seiten zu erreichen.

Israel hatte zuvor beschlossen, insgesamt 2000 Wohnungen in Ostjerusalem und im Westjordanland zu bauen. Der Großteil der Wohnungen soll in Ostjerusalem entstehen. Die israelische Regierung reagierte mit ihrem Beschluss auf die Aufnahme Palästinas durch die UN-Kulturorganisation UNESCO und will so offenbar Stärke demonstrieren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er sei "beunruhigt angesichts der Richtung", in welche sich die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern bewegten. Auch die EU übte scharfe Kritik.

Mehrheit noch gegen Angriff

Über das Thema Iran und einen möglichen israelischen Angriff indes haben israelische Medien in den vergangenen Tagen immer wieder in großer Aufmachung berichtet. Israel und viele westliche Länder befürchten, dass der Iran unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung nuklearer Energie an einer Atombombe baut. Der jüdische Staat fühlt sich angesichts wiederkehrender Drohungen aus Teheran existenziell vom Iran bedroht. Es gibt jedoch zahlreiche Stimmen, vor allem aus dem Geheimdienstbereich, die vor den gefährlichen Konsequenzen eines Militärschlags warnen.

Israels getestete Raketen könnten den Iran erreichen.

Israels getestete Raketen könnten den Iran erreichen.

(Foto: REUTERS)

"Haaretz" schrieb nun, es gebe innerhalb des engen Kreises von acht Ministern eine knappe Mehrheit für die Gegner eines israelischen Angriffs. Neben Netanjahu und Barak sei bislang nur Außenminister Avigdor Lieberman für ein solches Vorgehen. Das Blatt schrieb unter Berufung auf einen ranghohen Minister innerhalb des engen Kreises, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Israel testet Raketen

Ein in Kürze erwarteter neuer Bericht der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) über die vom Iran ausgehende nukleare Bedrohung könne starke Auswirkungen auf den Entscheidungsprozess in Israel haben, schrieb "Haaretz" unter Berufung auf Kreise in der Regierung und im Außenministerium. Auch US-Präsident Obama, der eigentlich keine Ambitionen für eine militärische Operation habe, könne deshalb seine Meinung noch ändern, schreibt der "Guardian".

Inmitten der Spannungen testete Israel auf dem Stützpunkt Palmahim südlich von Tel Aviv Raketensysteme, wie das Verteidigungsministerium erklärte. Der Test sei lange geplant gewesen und erfolgreich verlaufen. Ausländischen Militärexperten zufolge können die getesteten Raketen mit atomaren, chemischen oder biologischen Sprengköpfen ausgerüstet werden. Demnach können sie bis zu 7000 Kilometer weit fliegen und damit den Iran erreichen.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP

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