Morde könnten Krieg auslösen Israel vor dem "Tor zur Hölle"
01.07.2014, 11:15 Uhr
Israelis gedenken der getöteten Jugendlichen.
(Foto: AP)
Palästinenser und Israelis überbieten sich mit Drohungen und Rufen nach Rache. Nach dem Tod dreier Jugendlicher drohen die schlimmsten Kämpfe seit zehn Jahren.
Die Ermordung dreier israelischer Jugendlicher treibt das Land an den Rand eines neuen Krieges. Die israelische Luftwaffe nahm den von Palästinensern bewohnten Gazastreifen unter heftigen Beschuss. In einer nicht öffentlichen Sitzung warnte der stellvertretende UN-Generalsekretär Jeffrey Feltman vor einer "dritten Intifada", wie Diplomaten berichten. Als Intifada werden Aufstände der Palästinenser gegen die israelische Besatzung bezeichnet. Beim letzten dieser Aufstände starben zwischen den Jahren 2000 und 2005 mehr als 500 Israelis und mehr als 3000 Palästinenser.
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen warnte Israel vor weiterer Gewalt. Die Mörder wollten gerade eine solche Eskalation erreichen, damit die Hamas innerhalb der palästinensischen Politik aufgewertet wird.
Die Strategie Israels ist es dagegen, mit Luftschlägen die Palästinenser gegen die Hamas aufzubringen, die sie für die Tötungen verantwortlich macht. Die Hamas ihrerseits bestätigt das nicht, feierte die Entführung aber als "Widerstandsakt" gegen die israelische Besatzung. Die Hamas gilt als Terrororganisation. Allerdings ist sie auch an der palästinensischen Regierung beteiligt, die von den UN anerkannt wird.
"Tore zur Hölle"
Israel verlangt nach Rache. "Die Hamas ist verantwortlich, und die Hamas wird bezahlen", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Vize-Verteidigungsminister Danny Danon kündigte an, Israel werde nicht innehalten, bevor die Hamas "komplett besiegt" sei. Die Hamas antwortete, Netanjahu solle wissen, dass seine Drohungen die Hamas nicht ängstigten: "Wenn er einen Krieg in Gaza beginnen will, werden sich für ihn die Tore zur Hölle öffnen."
Die Hamas beschuldigt nun Israel, den Tod der Jugendlichen als Begründung für Militäraktionen gegen die Palästinenser zu benutzen. Israel passt es nicht, dass die Hamas vor wenigen Wochen in eine Einheitsregierung mit der gemäßigten Fatah aufgenommen wurde. Die Tötungen deutet Israel als Beweis dafür, dass die Hamas auch aus dem Westjordanland heraus Terrorakte begeht. Die Hochburg der Hamas ist eigentlich der Gazastreifen, der mit dem Westjordanland keine Verbindung hat.
Hunderte Wohnungen durchsucht
Derzeit wartet Israel die Beerdigung der drei Jugendlichen ab, danach will die Regierung über das weitere Vorgehen beraten. Bisher hat die Luftwaffe 34 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Es waren die heftigsten Luftangriffe auf das Palästinensergebiet seit November 2012. Palästinenser feuerten mindestens 18 Raketen ab.
Seit zweieinhalb Wochen hatte Israel nach den entführten Jugendlichen gesucht und dazu das Westjordanland mit einem massiven Militäraufgebot durchkämmt. Hunderte Wohnungen wurden durchsucht, Dutzende Palästinenser festgenommen. Begleitet wurde die Aktion in Israel von einer Kampagne unter dem Motto "Bring back our boys!", an der sich auch die Armee beteiligte.
Letztlich wurden die Leichen unter einem Steinhaufen gefunden, nur wenige Kilometer entfernt von dem Ort, an dem sie zuletzt gesehen worden waren. Offenbar waren sie schon kurz nach der Entführung erschossen worden.
Quelle: ntv.de