Politik

Gaza-Konflikt eskaliert weiter Israelis bombardieren Hamas-Zentrale

Einschlag einer Rakete in einem Randbezirk von Gaza-Stadt.

Mit den Raketenangriffen auf Tel Aviv und Jerusalem hat die Hamas die rote Linie überschritten. Israels Luftwaffe verstärkt ihre Angriffe im Gazastreifen und nimmt militärische Stellungen ins Visier. Der Regierungssitz der Hamas liegt in Schutt und Asche. Gleichzeitig wächst die Gefahr einer israelischen Bodenoffensive. Tausende Soldaten und Panzer stehen in der Grenzregion zum Einmarsch bereit.

Die Sorge vor einer weiteren Eskalation des Nahost-Konflikts wächst. Nach palästinensischen Raketenangriffen auf Tel Aviv und Jerusalem am Freitag bereitet sich Israel offenbar auf eine Bodenoffensive im vor.

In Schutt und Asche gelegt. Rettungskräfte suchen nach Überlebenden.

In Schutt und Asche gelegt. Rettungskräfte suchen nach Überlebenden.

(Foto: AP)

Die israelische Luftwaffe setzte ihre Angriffe auch am frühen Morgen fort. Sie bombardierte die Zentrale der Hamas-Regierung. Laut Augenzeugen ist das Gebäude schwer beschädigt worden. Auch andere Punkte im Gazastreifen wurden angegriffen. Die Korrespondentin des US-Nachrichtensenders CNN berichtete von mehreren Explosionen. Seit Beginn der israelischen Bombardierungen seien 30 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen, etwa 300 seien verletzt worden. Ärzte erklärten, die Krankenhäuser seien überlastet.

Ungeachtet des Bombardements lehnt die im Gazastreifen regierende radikal-islamische Hamas eine Waffenruhe ab. Stattdessen warnte sie: "Israel wird einen hohen Preis für seine Verbrechen zu zahlen haben. Wir schwören Rache für Tod und Schrecken, die die Besatzer über unsere Menschen bringen", hieß es in einer verbreiteten schriftlichen Mitteilung des Hamas-Sprechers Sami Abu Suhri.

Ein hochrangiger Hamas-Vertreter, der in Kairo lebt, sagte der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan, es gebe viele Aufrufe für einen Waffenstillstand, aber der werde nicht so schnell kommen. Hamas verlange von Israel, die Belagerung des Gazastreifens aufzugeben und das Töten von Hamas-Führern zu stoppen.Die Israelis bombardieren seit Tagen das Gebiet, während militante Palästinenser israelische Städte mit Raketen beschießen.

Israel will wegen des eskalierenden Konflikts - 16.000 wurden bereits einberufen, wie der israelische Rundfunk berichtete. Auch Panzer und anderes schweres Gerät seien auf dem Weg zu dem dicht besiedelten Palästinensergebiet am Mittelmeer.

Obama telefoniert mit Mursi und Netanjahu

Israelische Soldaten und Panzer positionieren sich an der Grenze zu Gaza.

Israelische Soldaten und Panzer positionieren sich an der Grenze zu Gaza.

(Foto: AP)

US-Präsident Barack Obama lobte seinen ägyptischen Kollegen Mohammed Mursi für seine Bemühungen, den Konflikt zwischen Israel und der Hamas zu entschärfen. Wie das Weiße Haus mitteilte, rief Obama persönlich den ägyptischen Staatschef an. Er habe seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, Mursi möge mit seinem Versuch die Lage zu beruhigen erfolgreich sein. Der Konflikt müsse so rasch wie möglich gelöst werden, um den Verlust weiterer Menschenleben zu verhindern.

Zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Obama telefonisch für die US-Hilfe bei der Entwicklung des israelischen Raketenabwehrsystems gedankt. Dieses habe "hunderte aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen vernichtet und das Leben unzähliger Israels gerettet", zitierte das Weiße Haus Netanjahu. Obama habe erneut Israels Recht auf Selbstverteidigung bekräftigt. Gleichzeitig habe er den Tod von Israelis und Palästinensern bedauert. In dem Gespräch ging es laut Weißem Haus auch um Möglichkeiten zu einer Entschärfung des Konflikts.

Primor gibt Hamas keine Schuld

Der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, sieht die Hauptverantwortung für die Gewalt nicht bei der im Gazastreifen regierenden radikal-islamischen Hamas. Die Hamas habe die Gewalt "nicht entfesselt", sagte der Präsident der israelischen Gesellschaft für Außenpolitik im Deutschlandradio Kultur. Verantwortlich seien die "extremistischen fundamentalistischen Gruppierungen", die sich einen Machtkampf im Gazastreifen lieferten.

"Es gibt eigentlich nur ein Mittel, um die Lage zu beruhigen, und das ist, die Hamas davon zu überzeugen, die extremistischen Gruppierungen mit Gewalt in Grenzen zu halten." Damit wäre für den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auch ein glaubwürdiges Einlenken möglich.

Sorge vor ungewolltem Krieg

Primor sieht die Gefahr eines ungewollten Krieges in Nahost. Die Mobilisierung von 75.000 israelischen Reservisten und die Stationierung von Panzern am Gazastreifen zeigten, dass eine Bodenoffensive "sehr ernsthaft" vorbereitet werde. "Sehr oft, das haben wir auch in der Geschichte gesehen, bringt so eine Eskalation einen Krieg, den keiner eigentlich haben will."

Israel sei an einer Eskalation nicht interessiert, weil die Bevölkerung Angst vor Raketenbeschuss habe, sagte Primor. Auch die Hamas und Ägypten hätten kein Interesse an einem Krieg. Kairo komme eine Schlüsselrolle als Vermittler zu, weil sowohl Israel als auch die Hamas an guten Beziehungen zu Ägypten interessiert seien.

Israel sei an einer Eskalation nicht interessiert, weil die Bevölkerung Angst vor Raketenbeschuss habe, sagte Primor. Auch die Hamas und Ägypten hätten kein Interesse an einem Krieg. Kairo komme eine Schlüsselrolle als Vermittler zu, weil sowohl Israel als auch die Hamas an guten Beziehungen zu Ägypten interessiert seien.

Quelle: ntv.de, dsi/wne/AFP/dpa

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