Politik

Viele Tote im Gazastreifen Israels Drohnen greifen nachts an

Die Angriffe durch israelische Drohnen trafen die Gaza-Bewohner tief in der Nacht.

Die Angriffe durch israelische Drohnen trafen die Gaza-Bewohner tief in der Nacht.

(Foto: REUTERS)

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern erreicht eine neue Eskalationsstufe: In Reaktion auf Raketenangriffe aus dem Gazastreifen tötet Israel militante Palästinenser mit bewaffneten Drohnen. Doch auch im Inneren Israels ist die Lage aufgeheizt.

In Israel und den Palästinensergebieten setzt sich die mit der Ermordung dreier jüdischer Jugendlicher begonnene Gewalteskalation weiter fort. In der Nacht wurden durch Angriffe israelischer Drohnen auf den Gazastreifen offenbar mindestens neuen Palästinenser getötet. Die palästinensische Nachrichtenagentur "Maan" berichtete, sieben der Toten seien Mitglieder des bewaffneten Flügels der radikalislamischen Hamas. Zudem wurden im Zusammenhang mit dem Mord an einem palästinensischen Jugendlichen sechs jüdische Extremisten festgenommen.

Ein Drohnenangriff ereignete sich östlich des Flüchtlingslagers Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens. Laut Zeugenaussagen wurden dabei zwei Palästinenser getötet und ein weiterer verletzt. Drei weitere Palästinenser starben später bei einem Angriff östlich von Rafah im Süden; dabei wurden auch zwei Zivilisten verletzt.

Die Essedin al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, erklärten, dass bei dem Angriff nahe Rafah sechs ihrer Kämpfer getötet worden seien. Ärzte in Gaza bestätigten dagegen lediglich drei Tote durch einen Tunneleinsturz.

Die israelische Armee erklärte nach der Attacke auf die Palästinenser bei Bureidsch, sie habe einen "weiteren Angriff gegen Israel" verhindert. Dort seien an "Raketenabschüssen aus dem Zentrum des Gazastreifens beteiligte Terroristen" beschossen worden. "Das Ziel wurde getroffen", hieß es.

Israel lässt extremistische Juden verhaften

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte versprochen, alles zu tun, um die Ruhe im Land wieder herzustellen. Vor dem Hintergrund der angespannten Lage im Nahen Osten gab es allein am Sonntag mindestens 20 Angriffe der israelischen Armee auf den Gazastreifen. Auf israelischem Territorium schlugen währenddessen mindestens 25 Raketen und Mörsergranaten ein. Verletzte gab es nach Militärangaben keine.

Die Lage im Nahen Osten ist derzeit wieder äußerst explosiv. Zuletzt hatte der Tod eines palästinensischen Jugendlichen die Stimmung angeheizt - viele Palästinenser sehen darin eine Vergeltungstat für den Tod der drei israelischen Religionsschüler, die Mitte Juni im Westjordanland verschleppt und getötet worden waren.

Sechs Verdächtige wurden am Sonntagmorgen unter dem Verdacht der Beteiligung an der Entführung und Ermordung des 16-jährigen Mohammed Abu Chder festgenommen, wie der Inlands-Geheimdienst Schin Beth erklärte. Sicherheitsminister Jizchak Aharonowitsch beschrieb die Verdächtigen als "junge Leute".

Nähere Angaben machten die Behörden wegen einer strikten Nachrichtensperre nicht. Eine Juristen-Organisation zur Verteidigung rechtsgerichteter jüdischer Extremisten erklärte jedoch, sie habe die Vertretung von sechs Verdächtigen übernommen. Ein Gericht habe eine mehrtägige Untersuchungshaft angeordnet.

Abbas fordert neue UN-Kommission

Der 16-jährige Mohammed Abu Chder war am Mittwoch im Morgengrauen auf dem Weg zur Moschee verschleppt worden. Kurz darauf wurde seine verbrannte Leiche am westlichen Stadtrand von Jerusalem im Wald gefunden. Nach Angaben von Medizinern war er offenbar bei lebendigem Leib verbrannt.

Bereits unmittelbar nach der Tat war der Verdacht aufgekommen, dass es sich um einen Racheakt extremistischer Juden für die Verschleppung und Ermordung der drei israelischen Jugendlichen im Westjordanland handelte. Die Ermordung des Jungen löste gewaltsame Proteste von Palästinensern zunächst in Ost-Jerusalem aus, die sich am Wochenende auf den Norden Israels ausweiteten.

Der Vater des Opfers, Hussein Abu Chder, sagte am Sonntag, er hoffe auf eine harte Bestrafung der Schuldigen. Netanjahu versprach in einer Botschaft an die Familie von Abu Chder, die Täter des "schockierenden Verbrechens" würden zur Verantwortung gezogen. Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat sprach dem Vater in einem Telefongespräch sein Beileid für die "barbarische Tötung" aus.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erklärte, er habe UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Bildung einer internationalen Kommission für die Untersuchung israelischer Verbrechen gegen Palästinenser aufgefordert, darunter der Mord an dem 16-Jährigen.

Quelle: ntv.de, bwe/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen