Ordnungsgemäße Wartung? Italien ermittelt gegen Brückenbetreiber
17.08.2018, 00:51 Uhr
(Foto: dpa)
Zwei Tage nach dem Brückenunglück in Genua mit mindestens 38 Toten stellt die italienische Regierung ein Ultimatum: In 15 Tagen muss der Betreiberkonzern Atlantia beweisen, dass er keine Fehler gemacht hat. Auch Frankreich ermittelt.
Die italienische Regierung hat nach dem Brückeneinsturz in Genua eine Überprüfung des Autobahnbetreibers Autostrade per l'Italia gestartet. Das Unternehmen habe 15 Tage Zeit, um nachzuweisen, dass es alle vertraglichen Verpflichtungen bezüglich der ordnungsgemäßen Funktion der Brücke und der Vermeidung von Unfällen erfüllt habe, erklärte das Verkehrsministerium. Sollten die Auskünfte als unzureichend eingestuft werden, wäre dies ein Bruch der Konzessionsbedingungen.
Die Muttergesellschaft Atlantia wurde aufgefordert, sofort den Wiederaufbau der Brücke auf eigene Kosten anzugehen. Auch für den Wiederaufbau der unter der Brücke zerstörten Gebäude müsse Atlantia aufkommen. Zudem forderte Innenminister Salvini Entschädigungszahlungen von bis zu 500 Millionen Euro für betroffene Familien und örtliche Behörden. Atlantia wird von der Familie Benetton kontrolliert. Das Unternehmen besitzt 88 Prozent am größten Betreiber mautpflichtiger Straßen in Italien. Bei dem Einsturz der Brücke waren am Dienstag mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen.
Unterstützt durch Bagger und Kräne suchen Rettungskräfte weiterhin nach Vermissten. "Wir suchen immer noch nach Hohlräumen, in denen Menschen sein könnten - lebendig oder nicht", sagte ein Feuerwehrsprecher. Nach Angaben von Genuas Staatsanwaltschaft könnten noch zehn bis 20 Menschen unter den Trümmern sein. Spezialisten arbeiteten daran, die Trümmer in große Betonblöcke zu zerschneiden und mit Kränen abzutragen, um Spürhunde in den Schutt schicken zu können. Die Arbeit sei sehr gefährlich, da die Trümmer und auch der noch stehende Rest der Autobahnbrücke instabil seien, betonte die Feuerwehr.
Währenddessen beschäftigt der Einsturz auch die französische Justiz. Die Staatsanwaltschaft in Paris leitete eine Untersuchung wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung ein, wie die Behörde bestätigte. Grund ist, dass auch vier Franzosen unter den Todesopfern sind. Zudem sei auch ein Kolumbianer zu Tode gekommen, teilte das Außenministerium in Bogotá mit. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Todesopfer um einen 30-Jährigen, der als Vorstandsmitglied einer Jugendmannschaft von Inter Mailand tätig war.
Quelle: ntv.de, lou/rts/dpa/AFP