Politik

Immer mehr Leichen gefunden Italien verlangt mehr Hilfe von Brüssel

Menschen in einem Flüchtlingslager auf Lampedusa (Archivbild).

Menschen in einem Flüchtlingslager auf Lampedusa (Archivbild).

(Foto: dpa)

Nach der neuerlichen Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa geht die Suche nach Leichen weiter. Bislang werden 17 Tote gezählt. Italien richtet nun einen dramatischen Appell an Brüssel, die EU-Kommission reagiert kühl.

Wieder hat sich ein Drama vor Lampedusa abgespielt, mehrere Flüchtlinge sind vor der Mittelmeerinsel ertrunken. Mittlerweile 17 Tote hat die Küstenwache geborgen. Die Insel gehört zwar zu Italien - doch die Flüchtlinge wollen bloß in die EU und nicht nach Italien. Deshalb fordert Rom nun mehr Hilfe von der EU. "Sie lässt uns alleine, aber sie kann nicht Staaten und Banken retten und dann Mütter mit ihren Kindern sterben lassen", kritisierte Regierungschef Matteo Renzi.

206 Menschen konnten gerettet werden, wie die Marine mitteilte. Ob die Zahl der Toten nach dem Schiffbruch rund 100 Meilen südlich der Insel Lampedusa noch weiter steigen könnte, ist noch unklar. Italienische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, an Bord des Schiffes seien Hunderte Menschen gewesen, von denen Dutzende noch vermisst würden. Die Behörden wollten diese Angaben nicht bestätigen.

Überlebende werden in Sicherheit gebracht

Das kaum seetüchtige Flüchtlingsboot war auf dem Weg von Nordafrika nach Europa, als sich das Unglück ereignete. Die Marine und die Küstenwache waren stundenlang mit Booten und Hubschraubern an der Unglücksstelle im Einsatz, um Überlebende in Sicherheit zu bringen. Die Menschen wurden mit Booten nach Sizilien gebracht, über ihre Herkunft wurde zunächst nichts bekannt. Auch danach kamen wieder zahlreiche Boote mit Hunderten Flüchtlingen an Bord an den italienischen Küsten an.

Seit einem schweren Unglück mit mehr als 300 toten Flüchtlingen vor Lampedusa im Oktober hat Italien mit der Aktion "Mare Nostrum" die Überwachung des Mittelmeerraumes verstärkt. In diesem Jahr kamen bislang etwa 36.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien - im gesamten Jahr 2013 waren es rund 42.900. Italien beklagt immer wieder zu wenig Unterstützung der EU beim Umgang mit dem Flüchtlingsansturm. "Es gab sicherlich Fehler der EU", sagte Außenministerin Federica Mogherini. "Wir wissen, dass wir mit Mare Nostrum weiter Leben retten müssen, aber es ist wie das Meer mit einem Teelöffel zu leeren."

Brüssel will mehr Informationen

Die EU-Kommission weist die Kritik zurück. "Wir danken ihnen (den italienischen Behörden) für ihre Anstrengungen", sagte der Sprecher von EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström in Brüssel. "Aber sie müssen uns auch sagen, was sie konkret von uns erwarten."

Malmströms Sprecher sagte, die Kommissarin habe den italienischen Behörden im März einen Brief geschickt und um weitere Informationen zur Lage gebeten. Konkrete Antworten stünden aber noch aus. "Wir haben immer ein offenes Ohr, aber man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass wir nicht den Platz der italienischen Behörden einnehmen können", betonte der Sprecher.

Aus Sicht der Brüsseler Behörde braucht es keine neuen Beschlüsse, sondern mehr guten Willen zur Aufnahme von Flüchtlingen. Nur elf Länder hätten im vergangenen Jahr etwa 5000 Menschen aufgenommen. Auf Deutschland entfallen dabei 280 Menschen. "Wenn jeder Mitgliedsstaat ein paar Tausend Flüchtlinge aufnähme (...), würde das bereits einen großen Unterschied zwischen Leben und Tod machen."

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

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