Politik

Protest gegen Krieg und Putin Journalistin Owsjannikowa erneut verurteilt

Marina Owsjannikowa protestiert gegen den Krieg und nennt den Kremlchef einen Mörder.

Marina Owsjannikowa protestiert gegen den Krieg und nennt den Kremlchef einen Mörder.

(Foto: dpa)

Marina Owsjannikowa wird weltbekannt, als sie im russischen Fernsehen ein Schild hochhält. "Hier werdet ihr belogen", ist darauf zu lesen. Obwohl ihr eine lange Haftstrafe droht, protestiert die russische Redakteurin seitdem mehrmals gegen den russischen Angriffskrieg. Ein Gericht spricht sie erneut schuldig.

Die durch ihre Live-Protestaktion im russischen Fernsehen gegen den Militäreinsatz in der Ukraine bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa muss erneut eine Geldstrafe zahlen, weil sie den Konflikt wiederholt angeprangert hat. Ein Moskauer Gericht verurteilte sie zur Zahlung von 50.000 Rubel (800 Euro) wegen "Diskreditierung" der russischen Streitkräfte, wie ein Korrespondent der AFP berichtete.

Der 44-Jährigen wurde vorgeworfen, den Militäreinsatz in der Ukraine am Rande eines Gerichtsverfahrens gegen den Oppositionspolitiker Ilja Jaschin am 13. Juli als "Verbrechen" bezeichnet zu haben. Zudem hatte sie nahe des Kreml erneut gegen den Militäreinsatz sowie gegen Präsident Wladimir Putin demonstriert. Kurze Zeit später wurde sie kurzzeitig festgenommen.

Owsjannikowa, die als Mitarbeiterin des Staatsfernsehens jahrelang positiv berichtete über Kremlchef Putin, hatte zuvor in sozialen Netzwerken auch Fotos gepostet, wie sie mit einem Protestplakat in Sichtweite des Kremls steht. "Putin ist ein Mörder", stand auf dem Plakat und: "Seine Soldaten sind Faschisten." Derartige öffentliche Erklärungen sind in Russland als Veröffentlichung von "Falschinformationen" und "Verunglimpfung" der Armee strafbar. Sie können mit langen Freiheitsstrafen belegt werden.

Owsjannikowa war international bekannt geworden, als sie am 14. März während einer Live-Sendung hinter der Nachrichtensprecherin auftauchte und ein Protestplakat in die Kamera hielt. Darauf stand: "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen". Dafür bekam die bis dahin als linientreu geltende Redakteurin weltweit Anerkennung. Nach der Aktion kam sie kurz in Polizeigewahrsam, wurde aber lediglich zu einer Geldstrafe verurteilt und wieder freigelassen.

Anwalt: Bisher keine Pläne, Russland zu verlassen

Danach verbrachte die Journalistin mehrere Monate im Ausland und arbeitete unter anderem kurzzeitig für die deutsche Zeitung "Die Welt". Anfang Juli gab sie ihre Rückkehr nach Russland bekannt, um einen Sorgerechtsstreit um ihre beiden Kinder beizulegen. Nach Angaben ihres Anwalts Dmitri Sachwatow hat Owsjannikowa derzeit keine Pläne, Russland zu verlassen.

Seit Beginn der Militäroffensive in der Ukraine am 24. Februar haben die russischen Behörden ihr Vorgehen gegen Regierungskritiker verstärkt. Nach einem neuen Gesetz drohen bei der Verbreitung von Informationen über das Militär, die von den Behörden als falsch eingestuft werden, bis zu 15 Jahre Haft.

Quelle: ntv.de, hul/AFP

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