Keine Friedensgespräche in Sicht Kämpfe im Sudan dauern an
06.06.2023, 15:15 Uhr Artikel anhören
Rund 400.000 Menschen sind bereits außer Landes geflüchtet.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Media)
Luftangriffe, Plünderungen, Wasserknappheit: Der Konflikt im Sudan spitzt sich weiter zu. Hunderte Menschen sind bereits ums Leben gekommen, mehr als eine Million wurden vertrieben. In der Hauptstadt kam es nun erneut zu schweren Gefechten.
Auch mehr als sieben Wochen nach Beginn der Kämpfe im Sudan ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Die zwei rivalisierenden Militärgruppen lieferten sich nach Angaben von Bewohnern schwere Gefechte in der Hauptstadt Khartum sowie im benachbarten Bahri. In Omdurman, das ebenfalls an Khartum grenzt, kam es in der Nacht den Angaben zufolge zu Straßenkämpfen rund um eine Kaserne. Die Armee konnte ihre Stellungen behaupten. Es gelang ihr aber nicht, die Kämpfer der paramilitärischen RSF-Miliz, die den Rest der Stadt größtenteils kontrollieren, zurückzudrängen.
"Unser Viertel ist zum Kriegsgebiet geworden", sagte ein 45-jähriger Anwohner. "Wir haben Angst zu sterben, aber wir haben auch Angst, unser Haus zu verlassen und dass eingebrochen werden könnte." Seit geraumer Zeit werden die Bewohner der drei Großstädte nicht nur von den Gefechten und Luftangriffen, sondern auch von Plünderern bedroht. Zudem fällt immer wieder der Strom aus, die Wasserversorgung ist knapp und die Vorräte in Geschäften und Apotheken gehen zur Neige.
Hunderte Zivilisten wurden getötet, mehr als 1,2 Millionen wurden aus Khartum und anderen Städten vertrieben. 400.000 Menschen sind außer Landes geflüchtet. Entspannung zeichnet sich nicht ab. Mehrere vereinbarte Feuerpausen wurden faktisch nicht beachtet. Von Saudi-Arabien und den USA vermittelte Friedensgespräche wurden vergangene Woche abgebrochen. Die Delegationen der Konfliktparteien sind zwar nach wie vor im saudi-arabischen Verhandlungsort Dschidda. Neue direkte Gespräche wurden bislang jedoch nicht angekündigt.
In dem Land am Horn Afrikas war ein lange schwelender Machtkampf am 15. April gewaltsam eskaliert. Die Armee unter dem Kommando von Al-Burhan kämpft gegen die paramilitärischen Einheiten der Rapid Support Forces (RSF) seines ehemaligen Vizes Mohammed Hamdan Daglo. Die beiden Generäle hatten sich 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, zerstritten sich später jedoch.
Quelle: ntv.de, lno/rts/dpa