Selbstbestimmtes Sterben Kalifornien erlaubt den "Tod mit Würde"
13.09.2015, 09:55 Uhr
Kalifornische Ärzte dürfen Menschen, die keine sechs Monate mehr zu leben haben, nun beim Suizid unterstützen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ob es Ärzten erlaubt werden soll, Schwerkranken den Todeswunsch zu erfüllen, wird nicht nur in den USA heftig diskutiert. In Kalifornien soll genau das nun erlaubt werden. Kritiker sehen viele Gefahren für arme Menschen darin.
In den USA haben die Befürworter der ärztlichen Sterbehilfe einen wichtigen Sieg errungen. Der Senat des bevölkerungsreichsten Bundesstaates verabschiedete ein Gesetz, das es Ärzten erlaubt, todkranke Menschen beim Suizid zu unterstützen. Die Beihilfe bedeutet, dass der Patient auf seinen Wunsch hin ein Mittel zur Selbsttötung vom Arzt erhält. In vier US-Staaten ist Medizinern Sterbehilfe bereits erlaubt: in Oregon, Washington, Montana und Vermont. Die Anhänger der "Tod-mit Würde"-Bewegung hoffen, dass Kalifornien eine Art Wendepunkt in der nationalen Debatte wird.
Die Regelung in Kalifornien bleibt nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Patientenschutz strenger als in Deutschland, wo weder Suizid noch die Beihilfe zum Suizid strafbar sind. Der Bundestag befasst sich derzeit unter anderem mit der Frage, ob eine geschäftsmäßige, auf Wiederholung angelegte Förderung der Sterbehilfe unter Strafe gestellt wird.
Nur noch sechs Monate zu leben
Das kalifornische Gesetz wird nun im nächsten Schritt Gouverneur Jerry Brown vorgelegt. Er muss es unterschreiben, damit es in Kraft tritt. Der Demokrat hat seine Haltung in dieser Sache bisher für sich behalten. Das Gesetz in Kalifornien schreibt vor, dass der Todkranke seinen Wunsch im Vier-Augen-Gespräch mit seinem Arzt äußern muss. Zudem müssen zwei Mediziner bestätigen, dass der Kranke noch höchstens sechs Monate zu leben hat.
Der Entscheidung ging eine wochenlange Debatte voraus. Gegner des Gesetzes argumentieren, es öffne gierigen Verwandten todkranker Menschen ebenso Tür und Tor wie anderen Interessenten. Auch religiöse Gruppen wandten sich gegen die Initiative. Eine Gefahr für arme und schlecht versicherte Patienten sieht der Direktor des Programms für medizinische Ethik an der Universität von Kalifornien, Aaron Kheriaty.
Diese Betroffenen würden in manchen Fällen den Druck verspüren, ihr eigenes Leben zu beenden, um die Angehörigen finanziell zu entlasten. Denn die Kosten einer medizinischen Behandlung seien im Vergleich zu ein paar Todespillen astronomisch hoch, sagte Kheriaty der "New York Times". Die Befürworter der assistierten Sterbehilfe seien vor allem in der weißen Mittelschicht zu finden.
Quelle: ntv.de, ahe/dpa