Martin Luther King eine "Mogelpackung" Kennedy-Witwe plaudert
13.09.2011, 11:31 Uhr
Jaqueline und John F. Kennedy.
(Foto: picture alliance / dpa)
Charles DeGaulle war für sie ein "Egomane", Bürgerrechtler Martin Luther King ein Stelzbock: Fast 20 Jahre nach ihrem Tod gewährt ein bislang unveröffentlichtes Interview mit Jacqueline Kennedy einen intimen Einblick in die dramatische Präsidentschaft von John F. Kennedy. Zu den Seitensprüngen ihres Mannes schweigt "Jackie".
Ein fast 50 Jahre lang streng unter Verschluss gehaltenes Interview mit Jacqueline Kennedy offenbart pikante Details aus der kurzen Präsidentschaft ihres Mannes. Die Bänder machen deutlich, dass "Jackie" von so manchem Staatsmann und politischen Star ihrer Zeit nicht allzu viel hielt.

Eine "Mogelpackung": Martin Luther King.
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John F. Kennedy sei bei dem Gedanken an einen möglichen Einzug seines Vizes Lyndon B. Johnson ins Weiße Haus "besorgt um das Land gewesen", zitiert der US-Fernsehsender ABC aus ihrem Gespräch mit dem Historiker Arthur Schlesinger von Anfang 1964. Das war wenige Monate nach der Ermordung von "JFK".
Frankreichs Präsident Charles de Gaulle nennt sie in dem Interview einen "Egomanen", der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King - jetzt in Washington mit einem Denkmal geehrt - war für "Jackie" eine "Mogelpackung", der den Frauen nachstellte, wie die "New York Times" berichtete. Wenig schmeichelhaft war auch die Meinung des Präsidenten über einen seiner Amtsvorgänger, Franklin D. Roosevelt: "Scharlatan ist ein unfaires Wort", habe "JFK" nach den Worten seiner Frau einmal bemerkt. Der Kriegspräsident habe aber "eine Menge Effekthascherei betrieben".
Tränen nach der Schweinebucht
Jacqueline Kennedy hatte die Bänder mit achteinhalb Stunden Gesprächen ihrer Tochter Caroline hinterlassen und sie beauftragt, die Aufnahmen "zur rechten Zeit" zu veröffentlichen. Der US-Sender ABC widmet dem historischen Dokument eine zweistündige Sondersendung. Am Mittwoch soll das Interview zudem als Buch mit einem Vorwort von Caroline Kennedy veröffentlicht werden. "Jackie" Kennedy, die 1968 den schwerreichen griechischen Reeder Aristoteles Onassis heiratete, starb 1994 und hinterließ keine Memoiren.

Ihr schwärzester Tag: Die Trauerfeier für JFK am 23. November 1963.
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Über ihren ersten Mann verliert die junge Witwe kein kritisches Wort. "Sie berichtet von seiner Loyalität, seiner Empfindsamkeit und seinem Mut", schreibt die "New York Times". Zu seinen Seitensprüngen schweigt sie auch. Stattdessen erzählt Jacqueline Kennedy, dass der Präsident ein paar Mal in ihrer Gegenwart weinte - so nach dem Schweinebucht-Debakel, der gescheiterten Invasion Kubas 1961.
Während der Kuba-Krise, in deren Verlauf es beinahe zu einem Atomkrieg mit der Sowjetunion gekommen wäre, bettelt "Jackie" ihn an, sie nicht wegzuschicken. "Ich will nur bei Dir sein, ich will mit Dir sterben, die Kinder auch - als ohne dich zu sein."
Nickerchen im Schlafanzug
Auch private Details ihres Alltags erwähnt "Jackie" in dem Interview: So etwa, dass der Präsident für sein dreiviertelstündiges Nachmittagsnickerchen im Weißen Haus in seinen Schlafanzug schlüpfte. Oder dass er sich für sein Nachtgebet, das nur wenige Sekunden dauerte, am Bettrand niederkniete. "Das war ein bisschen eine kindische Angewohnheit, ein bisschen wie Zähneputzen oder so etwas", erzählt sie. "Aber ich fand es so süß. Ich habe mich darüber amüsiert."
Um die Bänder gab es vor wenigen Wochen Wirbel, nachdem die britische Boulevardzeitung "Daily Mail" gemeldet hatte, in dem Interview komme eine Affäre Kennedys mit einer 19-jährigen Praktikantin im Weißen Haus zur Sprache und "Jackie" räume zudem eigene Seitensprünge ein. Zudem äußere die Präsidentenwitwe den Verdacht, Vizepräsident Johnson habe zusammen mit reichen texanischen Geschäftsleuten hinter dem Mordkomplott gesteckt. ABC hatte den Bericht schon damals als falsch zurückgewiesen. Die jetzigen Vorabberichte nähren den Verdacht, dass die "Daily Mail" schlicht mit falschen Informationen gearbeitet hat.
Quelle: ntv.de, Frank Brandmaier, dpa