Nach 40 Tagen Kim Jong Un angeblich wieder aufgetaucht
14.10.2014, 01:14 Uhr
Wieder ganz der Alte? Eine Zeitung zeigt ein Bild, das den Diktator angeblich im neu errichteten Gebäudekomplex zeigt.
(Foto: dpa)
Wochenlang ist über seinen Verbleib spekuliert worden. Jetzt soll der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un nach Angaben staatlicher Medien erstmals wieder einen öffentlichen Termin wahrgenommen haben. Der Bericht lässt aber viele Fragen offen.
Spätestens als Nordkoreas Diktator vor wenigen Tagen nicht zur pompösen Veranstaltung des 69. Gründungstags der Nordkoreanischen Arbeiterpartei erschien, galt er als verschollen. Die Gerüchteküche drohte überzukochen. Es gab Spekulationen um seinen Gesundheitszustand und darüber, ob Kim Jong Un überhaupt noch an der Macht sei. Der Enkel beziehungsweise Sohn der "großen Kameraden" blieb verschollen. Insgesamt knapp sechs Wochen.
Jetzt ist er wieder aufgetaucht. Nach Angaben staatlicher Medien nahm Nordkoreas Machthaber erstmals wieder einen öffentlichen Termin wahr. Wie die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete, besichtigte er einen neu errichteten Gebäudekomplex. Die Anlage sei für Wissenschaftler gebaut worden, die am Satellitenprogramm arbeiten, berichtete KCNA. Kim habe die Wohnhäuser und öffentlichen Gebäude des Komplexes begutachtet und sich "äußerst zufrieden" gezeigt. Die mit bunten Kacheln dekorierten Außenwände seien "wunderschön", sagte er demnach.
Wann genau dieser Besuch stattfand, ging aus der Meldung nicht hervor und lässt sich auch nicht überprüfen. Kim hatte seit Anfang September keinen öffentlichen Termin mehr wahrgenommen. Zuletzt war Kim am 3. September beim Besuch eines Konzerts in Pjöngjang mit seiner Frau in der Öffentlichkeit gesehen worden. Seine lange Abwesenheit war umso bemerkenswerter, da er sonst praktisch täglich in der Öffentlichkeit zu sehen ist.
Allerdings war es auch nicht das erste Mal, dass er spurlos von der Bildfläche verschwunden ist. Im Juni 2012, er war gerade sechs Monate im Amt, nahm er sich schon mal eine "Auszeit" von der Öffentlichkeit. Insgesamt 23 Tage lang gab es keine Bilder von ihm, bis er plötzlich in einem Delfinarium auftauchte.
Kim gilt als starker Raucher, außerdem nahm er jüngst deutlich an Gewicht zu. Er soll wie sein Vater und Großvater unter anderem an Gicht, Diabetes und Bluthochdruck leiden. Der rund 30 Jahre alte Staatschef hatte die Macht in Nordkorea nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Dezember 2011 übernommen. Dieser war seinerseits auf seinen Vater Kim Il Sung gefolgt, der 1947 den nordkoreanischen Staat gegründet hatte.
Alles nur Taktik?
"Es ist noch immer nicht klar, ob er sich von seinem angeblichen 'Unwohlsein' erholt hat oder wie schwerwiegend das war", sagte der Nordkorea-Experte Kim Yeon Chul von der südkoreanischen Universität in Inje. Wichtig sei Pjöngjang aber offenbar gewesen, der internationalen Öffentlichkeit zu zeigen, dass Kim das Land weiter normal regiere. Andere Experten halten das wochenlange Schweigen für eine Taktik, um international im Gespräch zu bleiben.
Der Nordkorea-Spezialist John Delury von der Yonsei Universität in Seoul mutmaßte, da Kim offenkundig nicht unheilbar krank sei, dürften die Behörden es so aussehen lassen, als habe sich der Machthaber verletzt, "als er für das Land und das Volk" im Einsatz war. Kim hatte die Macht in dem streng abgeschotteten kommunistischen Land nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Dezember 2011 übernommen.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/AFP