Reaktionen auf NRW-Stichwahlen Klingbeil erleichtert, Wüst zufrieden, Spahn begeistert
29.09.2025, 04:59 Uhr Artikel anhören
Dortmund verloren, Köln gewonnen: Für SPD-Chef Klingbeil gab es bei der Stichwahl in NRW Glanz und Elend zu verarbeiten.
(Foto: picture alliance / SZ Photo)
Die Stichwahlen in NRW bescheren Schwarz-Rot Erfolge und Niederlagen zugleich. Während SPD-Chef Klingbeil eher erleichtert ist, sehen sich CDU-Ministerpräsident Wüst und Unionsfraktionschef Spahn klar auf der Siegerseite. Wenig Anlass zum Jubeln haben die Grünen und die AfD.
Einen Tag nach den Stichwahlen um kommunale Spitzenposten in Nordrhein-Westfalen beraten die Parteien über die Ergebnisse. Bundeskanzler Friedrich Merz nimmt am Nachmittag an einer Sitzung des CDU-Landesvorstands in Düsseldorf teil. Anschließend ist ein gemeinsames Pressestatement mit Ministerpräsident und CDU-Landeschef Hendrik Wüst geplant. Der Landesvorstand der NRW-SPD analysiert die Wahlergebnisse am Abend in einer digitalen Sitzung. Dies sei der Auftakt des Prozesses der Wahlnachlese, sagte ein Parteisprecher.
Die SPD hatte bei den Stichwahlen um Oberbürgermeisterämter ein Wechselbad der Gefühle erlebt. In der seit rund 80 Jahren sozialdemokratisch regierten Ruhrgebietsmetropole Dortmund verlor die SPD den OB-Posten an die CDU. Dagegen gewann die SPD nach zehn Jahren wieder die Millionenstadt Köln und stellt dort mit Torsten Burmester künftig den Oberbürgermeister.
Die SPD konnte zudem die Rathäuser in der Ruhrgebietsstadt Oberhausen sowie in Mülheim/Ruhr von der CDU zurückerobern und siegte mit ihren Kandidaten auch in der Revierstadt Bochum sowie in Wuppertal.
Klingbeil: SPD stellt meiste Oberbürgermeister in NRW
SPD-Bundeschef und Vizekanzler Lars Klingbeil äußerte sich trotz des Verlustes der auch als SPD-"Herzkammer" bezeichneten Ruhrgebietsstadt Dortmund erleichtert über den Ausgang der NRW-Kommunalwahlen. "Die AfD konnte sich in keiner einzigen Stichwahl durchsetzen", sagte Klingbeil den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die SPD habe mit Köln die größte Stadt in NRW zurückgeholt und stelle mit insgesamt 13 Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern weiterhin die meisten in NRW. "Das zeigt, wo wir vor Ort stark verankert sind, können wir mit unserer Politik erfolgreich sein."
Die SPD-Co-Vorsitzende Bärbel Bas mahnte dagegen, die SPD müsse die Sorgen der Menschen ernst nehmen und den Alltag verbessern. "Darauf muss der gesamte Fokus unserer Arbeit liegen. Das gilt für NRW genauso wie für das ganze Land", sagte Bas.
CDU sieht sich gestärkt
Die CDU gab sich nach den Wahlen selbstbewusst. In der Landeshauptstadt Düsseldorf geht Amtsinhaber Stephan Keller in eine zweite Amtszeit. Auch in Essen bleibt CDU-Politiker Thomas Kufen für eine dritte Amtszeit Oberbürgermeister. In Bonn und Aachen lösten CDU-Politiker die bisherigen Grünen-Oberbürgermeisterinnen ab. Im bisher von der SPD regierten Bielefeld siegte ebenso wie in Leverkusen der CDU-Kandidat. Ministerpräsident Wüst sprach von einem "Votum für eine pragmatische, lösungsorientierte, christdemokratische Politik der Mitte". Die Menschen sähen, dass die CDU über alle politischen Ebenen hinweg in NRW "in den letzten fünf Jahren gute Arbeit gemacht hat".
Der aus NRW stammende Unionsfraktionschef Jens Spahn äußerte sich sehr zufrieden über den Ausgang der Kommunalwahl. Im Gespräch mit der "Rheinischen Post" nannte Spahn den CDU-Sieg in Dortmund "historisch". "Essen und Düsseldorf haben wir mit starken Ergebnissen gehalten. Damit werden nun drei der fünf größten Städte NRWs von CDU-OBs regiert. Dazu Siege in Aachen, Bonn, Leverkusen, Bielefeld und Hagen sowie beim Landrat in Herford und Lippe. Letztmalig haben wir 1999 so abgeräumt. Ein toller Abend", schwärmte der CDU-Politiker.
Im ersten Wahlgang der Kommunalwahlen am 14. September waren die Christdemokraten trotz leichter Rückgänge mit 33,3 Prozent der Stimmen klar die stärkste Kraft geblieben.
Kein "blaues Rathaus" in NRW
Die befürchtete "blaue Welle" blieb bei den Stichwahlen aus. Die AfD, die bei den Kommunalwahlen vor zwei Wochen ihr Ergebnis auf 14,5 Prozent fast verdreifachen konnte, brachte keinen ihrer drei Kandidaten in Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen durch.
In der Stahl-Stadt Duisburg siegte der langjährige SPD-Amtsinhaber Sören Link. In Hagen entschied der CDU-Kandidat Dennis Rehbein die Stichwahl für sich. In Gelsenkirchen gewann die sozialdemokratische Sozialpolitikerin Andrea Henze gegen den AfD-Kandidaten und wird damit neue Oberbürgermeisterin in der von starken Strukturproblemen betroffenen Stadt.
Grüne verlieren Bonn und Aachen, gewinnen Münster
Die Grünen gewannen zwar erstmals den Oberbürgermeisterposten in der Universitätsstadt Münster, müssen aber die OB-Sessel in Bonn und Aachen räumen und unterlagen auch mit ihrer Kandidatin Berivan Aymaz in Köln.
Bei den landesweiten Kommunalwahlen vor zwei Wochen hatten die Grünen hohe Einbußen erlitten, nachdem sie 2020 erstmals in Bonn und Aachen OB-Posten in NRW gewonnen und bei den Kommunalwahlen ihr bestes Ergebnis erzielt hatten.
In NRW regiert seit 2022 eine schwarz-grüne Koalition. Der Grünen-Bundesvorsitzende Felix Banaszak will Schlüsse für kommende Wahlen ziehen. "Was wir jetzt zu tun haben, in Richtung Landtagswahl und in Richtung Bundestagswahl, ist, das Vertrauen wieder aufzubauen, dass grüne Politik die richtigen Antworten auf die Fragen der Gegenwart und der Zukunft liefert", sagte Banaszak.
Quelle: ntv.de, mau/dpa