Skandal in Israel Knesset-Mitglied soll Zuhälter gewesen sein
09.06.2015, 12:50 UhrViel peinlicher geht es kaum: Das israelische Fernsehen strahlt eine Dokumentation über einen Likud-Politiker aus, in dem Zeugen über dessen Vergangenheit in Bulgarien plaudern. Da sollen nicht nur Prostituierte eine Rolle gespielt haben.
Verdächtigungen, dass einer der Vizepräsidenten der Knesset früher als Zuhälter tätig war und harte Drogen konsumierte, bestimmen derzeit die Schlagzeilen in Israel. Die auf einer Fernsehreportage beruhenden Anschuldigungen richten sich gegen einen Parlamentsneuling in der Likud-Fraktion von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Oren Hasan soll in seiner Zeit als Manager eines Kasinohotels in Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste seinen Gästen Prostituierte vermittelt haben, wie der Privatsender Kanal 2, das quotenstärkste TV-Programm in Israel, am Vorabend berichtet hat.
Der heute 33-Jährige habe damals auch die Droge Crystal Meth konsumiert, sagten Angestellte des Hotels und frühere Hotelgäste aus Israel in der TV-Dokumentation. Zugleich veröffentlichte der Sender Dokumente, nach denen Hasan, der in der israelischen Siedlung Ariel im besetzten Westjordanland lebt, nicht nur als Geschäftsführer des Hotels sondern auch des angeschlossenen Spielkasinos tätig war. Glücksspiel ist im Judentum verpönt und in Israel verboten.
Der Vizepräsident des israelischen Parlaments wies die Verdächtigungen in Radiointerviews kategorisch zurück und bezeichnete sie als "sexuelle Phantasien der Reporter". Er kündigte Verleumdungsklagen gegen den Sender und den verantwortlichen Redakteur, den bekannten TV-Journalisten Amit Segal, an. Abgeordnete der linken Oppositionspartei Merez beantragten die Aufhebung der parlamentarischen Immunität Hasans und die Einleitung polizeilicher Ermittlungen gegen ihn.
Der Sohn eines kurzzeitigen Likud-Abgeordneten, der wegen Abstimmungsbetrugs verurteilt und 2006 nicht wiedergewählt worden war, war bei den Parlamentswahlen im März über den 30. und letzten Listenplatz des Likud in die 120-köpfige Knesset eingezogen. Dort wurde der entschiedene Gegner eines eigenen Palästinenserstaates im Mai zu einem der Vizepräsidenten des Parlaments gewählt.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP