Reue löst Häme aus Kommt der #Bregret zu spät?
25.06.2016, 21:22 Uhr
Die Demonstranten wollen weiter kämpfen - für den Verbleib in der EU. Sie könnten nun reuige Unterstützung bekommen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kaum ist die Brexit-Abstimmung vorüber, da bereuen die ersten EU-Gegner ihr "Leave"-Votum. Verständnis gibt es für den #Bregret wenig, aber vielleicht eine zweite Chance?
Für den Brexit gestimmt - und jetzt schon reuig? Nicht wenige Briten würden ihre Entscheidung gegen die EU gern korrigieren. Unter dem Schlagwort #Bregret - einer Mischung aus "Brexit" und "Regret" (Bedauern) - ist der Kater nach dem Referendums-Rausch vor allem in den sozialen Netzwerken spürbar. Auch mit dem Hashtag #WhatHaveWeDone – "was haben wir getan" – geben die Briten ihrem Schrecken Ausdruck
"Ich würde zurück zum Wahllokal gehen und fürs Bleiben stimmen, einfach, weil heute Morgen die Realität deutlich wird", sagte eine Studentin dem Sender ITV. Ein anderer Brexit-Wähler sagte der BBC: "Ich dachte nicht, dass meine Stimme allzu viel Gewicht haben würde, weil ich geglaubt habe, wir würden sowieso bleiben." Auch bei Twitter posten manche Brexit-Voter - und bereuen: "Ich habe die Lügen geglaubt und bereue es mehr als alles andere. Ich fühle mich meiner Stimme beraubt", zeigt sich eine Wählerin reumütig.
Lachen oder weinen?
Mit der bitteren Reue schinden sie jedoch nur wenig Eindruck: "Ich dachte, es würde etwa sechs Monate dauern, bis das kommt. Das war schnell", meint ein User. Das gehört noch zu den freundlichen Reaktionen – denn das den Brexit-Wählern nun "die Düse geht", finden viele Brexit-Gegner mehr als verdient.
"Das kriegt man, wenn man Leuten zuhört, die einfache Lösungen versprechen. Es gibt keine einfachen Lösungen", steht in einem vielgeteilten Tweet. Sie haben gewählt, statt gegoogelt, twittert ein anderer User in Anspielung auf eine Veröffentlichung des Statistikdienstes Google-Trends, wonach es nach der Wahl am Donnerstagabend zu einem starken Anstieg von Suchanfragen nach den Folgen eines EU-Austritts gekommen sei. Die Zahlen der verschiedenen Suchanfragen lagen allerdings im Tausenderbereich und waren damit angesichts der rund 64 Millionen Briten verschwindend gering.
"Sie dachten, sie würden der Regierung eine Lektion erteilen, nicht mal einen Tag später scheinen sie selbst eine gelernt zu haben", ist bei vielen zu lesen, verbunden mit einer Hoffnung: Vielleicht können diejenigen, die in anderen EU-Ländern dem Brexit applaudiert haben, etwas vom #Bregret lernen?
Möglicherweise erhalten die reuigen Wähler tatsächlich eine zweite Chance: Mehr als zwei Millionen Briten wollen angesichts des knappen Ergebnisses beim EU-Referendum noch einmal abstimmen. Eine offizielle Online-Petition an das Parlament in London knackte am Samstagmittag die Millionenmarke, innerhalb von Stunden kam eine weitere Million hinzu. Die Unterzeichner fordern, dass es ein neues Referendum geben solle, wenn die Wahlbeteiligung unter 75 Prozent liegt oder weniger als 60 Prozent der Wähler für oder gegen den Brexit stimmen – beide Bedingungen treffen auf das Ergebnis des Referendums zu.
In den sozialen Netzwerken scheint Großbritannien in einem bösen Traum gefangen. Aber es bleibt eine Hoffnung: Am Ende waren vielleicht sowohl #Brexit als auch #Bregret nur ein Beispiel für den berühmt-berüchtigten britischen Humor?
Quelle: ntv.de, sgu/sla/dpa