Vorwürfe im britischen Parlament Konservative schließen Abgeordneten aus
04.11.2017, 00:37 Uhr
Theresa May "not amused" - einem weiteren Parteimitglied der Konservativen wird sexuelle Belästigung vorgeworfen.
(Foto: imago/i Images)
Fast täglich werden neue Anschuldigungen gegen Mitglieder des britischen Parlaments wegen sexueller Belästigung bekannt. Nach der Labour-Party verbannen jetzt auch die Konservativen ein Parteimitglied aus ihren Reihen - ohne es ihm vorher mitzuteilen.
Der Skandal im britischen Parlament um sexuelle Belästigung weitet sich nach dem Rücktritt des konservativen Verteidigungsministers Michael Fallon weiter aus. Wie britische Medien berichteten, wurde jetzt der konservative Abgeordnete für Dover, Charlie Elphicke, wegen "schwerer Vorwürfe" vorläufig aus der Partei ausgeschlossen. Auch die Polizei sei in dem Fall eingeschaltet worden.
Elphicke setzte sich per Twitter zur Wehr. "Die Partei hat die Presse informiert, bevor mir mein vorübergehender Ausschluss mitgeteilt wurde. Ich weiß nicht, was die angeblichen Vorwürfe beinhalten und streite jegliches Fehlverhalten ab", schrieb Elphicke.
Auch ein Parlamentarier der Labour-Partei wurde am Donnerstag vorläufig von der Partei ausgeschlossen. Er soll sich einer Parteikollegin gegenüber "unangemessen" verhalten und anzügliche Text-Nachrichten geschickt haben. Kritik wurde auch an Labour-Chef Jeremy Corbyn laut, der den Beschuldigten noch nach Bekanntwerden der Vorwürfe in seine Schattenregierung berufen hatte.
Fast täglich werden neue Vorwürfe bekannt. In der konservativen Fraktion des Unterhauses zirkuliert laut britischen Medien eine Liste mit etwa 40 Abgeordneten, denen "unangemessenes Verhalten" vorgeworfen wird. Dazu soll auch Mays Kabinettschef Damian Green gehören. Er soll einer Journalistin während eines Pub-Besuchs ans Knie gefasst und ihr später eine anzügliche Nachricht geschickt haben. Green streitet das vehement ab.
May stellt Verhaltenskodex vor
Die britische Premierministerin Theresa May stellte einen überarbeiteten Verhaltenskodex für konservative Politiker vor. Unter anderem soll eine Beschwerde-Hotline Opfern von sexuellen Übergriffen eine Anlaufstelle bieten. In einem Brief an Parlamentssprecher John Bercow forderte die Premierministerin gleichzeitig parteiübergreifende Mechanismen, um Belästigungsvorwürfen nachzugehen.
Am kommenden Montag will sie mit den Chefs der anderen Parteien im britischen Parlament über Konsequenzen aus dem Skandal beraten. Beim Rücktritt von Verteidigungsminister Fallon sollen britischen Zeitungsberichten zufolge auch anzügliche Bemerkungen gegenüber seiner Parteifreundin Andrea Leadsom eine Rolle gespielt haben. Fallon soll die Vorwürfe zurückgewiesen haben, wie die BBC berichtete. Aus Regierungskreisen hieß es, Leadsom, die inzwischen Fraktionschefin der Konservativen ist, habe nicht um Fallons Entlassung gebeten.
Quelle: ntv.de, mba/dpa