"Sie zerstören es" Kritiker fordern Abriss-Stopp am Weißen Haus
22.10.2025, 10:10 Uhr Artikel anhören
Der Ostflügel wird seit Montag abgerissen.
(Foto: Kevin Dietsch/Getty Images)
Donald Trump will einen prächtigen Ballsaal nahe am Weißen Haus haben. Dafür lässt der US-Präsident derzeit den Ostflügel seines Amtssitzes abreißen. Doch das Vorhaben stößt nicht auf breite Zustimmung, eine Organisation des US-Kongresses macht sich gar für einen sofortigen Stopp des Abrisses stark.
US-Präsident Donald Trump muss immer mehr Kritik für seinen geplanten Ballsaal-Neubau am Weißen Haus einstecken. Der National Trust for Historic Preservation, eine vom US-Kongress gegründete gemeinnützige Organisation zur Erhaltung historischer Gebäude, versandte am Dienstag (Ortszeit) einen Brief an Regierungsvertreter, in dem er einen Stopp der derzeit laufenden Abrissarbeiten am Ostflügel des Weißen Hauses forderte.
"Der National Trust erkennt zwar den Nutzen eines größeren Versammlungsraums im Weißen Haus an", schrieb Organisationspräsidentin Carol Quillen. Die Denkmalschützer seien "jedoch zutiefst besorgt, dass die Masse und Höhe des geplanten Neubaus das Weiße Haus selbst überfordern und zudem das sorgfältig ausgewogene klassische Design des Weißen Hauses mit seinen beiden kleineren, niedrigeren Ost- und Westflügeln dauerhaft stören könnte". Der neue Ballsaal soll den bisherigen Aussagen zu den Planungen 8400 Quadratmeter groß werden. Das Weiße Haus umfasst eine Fläche von nur etwas über 5000 Quadratmetern.
"Wir fordern die Regierung und den National Park Service respektvoll auf, den Abriss auszusetzen, bis die Pläne für den geplanten Ballsaal die gesetzlich vorgeschriebenen öffentlichen Überprüfungsverfahren durchlaufen haben", hieß es weiter von der National-Trust-Chefin.
Auch US-Politikwissenschaftlerin Martha Joynt Kumar echauffierte sich. "Sie zerstören es", sagte sie in der "Washington Post". "Diese Veränderungen lassen sich nicht rückgängig machen. Sie zerstören diese Geschichte für immer." Einer von Trumps größten Kritikern, der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom, schrieb auf X: "Er reißt das Weiße Haus auseinander, genauso wie er die Verfassung auseinanderreißt."
"Im Ernst, es bedarf eines Gesetzes des Kongresses, bevor irgendjemand das Weiße Haus drastisch verändern oder abreißen kann", forderte der ehemalige Demokraten-Vorsitzende Jaime Harrison auf X. "Präsidenten sind Mieter auf Zeit, keine Eigentümer."
Weißes Haus spricht von "mutiger und notwendiger Ergänzung"
Auf Anfrage der "Washington Post" sprach das Weiße Haus von "künstlicher Empörung". Frühere Präsidenten hätten ihre eigenen Änderungen am Amtssitz als notwendig erachtet und umgesetzt. "Seit mehr als einem Jahrhundert renovieren, erweitern und modernisieren US-Präsidenten das Weiße Haus, um den Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden", erklärte ein Regierungssprecher auf X. Er lieferte sogleich mehrere Beispiele bisheriger Umbauten, die den Angaben zufolge auf Wünsche der jeweiligen Präsidenten zurückzuführen seien. Der privat finanzierte Ballsaal sei eine "mutige und notwendige Ergänzung" des Geländes, ergänzte der Regierungssprecher in der "Washington Post".
Schon längere Zeit machte sich Trump für einen Ballsaal am Weißen Haus stark. Präsidenten bräuchten diesen Platz, um große Veranstaltungen ausrichten zu können. Bisher gibt es diese Möglichkeit nicht. Der Neubau "wird das bestehende Gebäude nicht beeinträchtigen", sagte der US-Präsident bei der ersten Vorstellung der Pläne.
Damals gab das Weiße Haus die Kapazität mit 650 Personen an. Inzwischen wuchs das Projekt um mehr als die Hälfte an: Trump sprach am Montag von Platz für 999 Gäste, berichtete die "New York Times". Zum Ende seiner Amtszeit - spätestens im Januar 2029 - will Trump den Ballsaal einweihen.
Quelle: ntv.de, mpa