Befehlshaber der Jesiden-Milizen Kurden verhaften deutschen Kommandeur
08.04.2015, 21:21 Uhr
Der IS hat im Norden des Iraks mehr als 200 der Jesiden nach monatelanger Geiselhaft freigelassen.
(Foto: REUTERS)
Die kurdischen Peshmerga verhaften im Nordirak einen führenden Kommandeur der jesidischen Miliz. Er ist Deutscher. Ihm wird vorgeworfen, eine "ungesetzliche bewaffnete Streitkraft" gebildet zu haben.
Die kurdischen Peschmerga haben den Oberkommandierenden der jesidischen Milizen im nordirakischen Sindschar-Gebirge, Haidar Schescho, verhaftet. Er steht an der Spitze der Verteidigungskraft Sindschar (HPS), einer Bürgerwehr, die die Jesiden unter dem Eindruck einer brutalen IS-Offensive im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hatten.
Der deutschstämmige Schescho habe eine "ungesetzliche bewaffnete Streitkraft außerhalb der Strukturen des Peschmerga-Ministeriums gebildet", teilte ein Sprecher des Präsidenten der Kurdischen Autonomieregion, Massud Barsani, in Erbil mit. Die vom Ministerium gesetzte Frist, seine Miliz in die regulären kurdischen Streitkräfte zu integrieren, habe Schescho ungenutzt verstreichen lassen. Er werde sich nun mit weiteren Kommandeuren vor Gericht verantworten müssen.
Deutschland unterstützt die Peschmerga mit Waffen für ihren Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Grünen forderten die Bundesregierung daher auf, sich für die Freilassung des im Nordirak verhafteten Jesiden-Kommandeurs mit deutscher Staatsbürgerschaft einzusetzen.
IS lässt jesidische Geiseln frei
Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, das deutsche Generalkonsulat in der irakischen Kurden-Hauptstadt Erbil sei mit dem Fall befasst und bemühe sich um rasche Aufklärung und Zugang zu dem Verhafteten. Der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour, sagte dazu, die Bundesregierung müsse den Schutz und die Wahrung der Minderheitenrechte im kurdischen Autonomiegebiet dringend anmahnen.
Unterdessen hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Norden des Iraks mehr als 200 Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden nach monatelanger Geiselhaft freigelassen. Dabei handele es sich um Kinder, Frauen und Ältere, meldete die Nachrichtenseite Al-Sumaria unter Berufung auf lokale Quellen. Kurdische Peschmerga-Kämpfer hätten die Menschen mit Nahrung versorgt und sie zur medizinischen Behandlung gebracht, hieß es weiter.
Über die Hintergründe der Freilassung gab es zunächst keine Angaben. Die IS-Terrormiliz hatte im vergangenen August bei ihrem Vormarsch im nordirakischen Sindschar-Gebirge Hunderte Jesiden in ihre Gewalt gebracht. Das Schicksal vieler Menschen ist weiterhin ungewiss. Die sunnitischen Extremisten betrachten die Jesiden als "Ungläubige" und "Teufelsanbeter". Bereits im Januar hatte der IS rund 200 Angehörige der religiösen Minderheit freigelassen.
Quelle: ntv.de, jja/dpa