Klare Ansage aus den USA Lew redet Tsipras ins Gewissen
14.02.2015, 02:42 Uhr
Bekommen die Europäer das hin? JAck Lew (Archivbild) telefoniert mit Alexis Tsipras.
(Foto: REUTERS)
Steuert Europa auf die nächste große Krise zu? Der rabiate Kurs der neuen Athener Regierung ruft jenseits des Atlantiks wachsende Besorgnis hervor. Washington ruft alle Beteiligten auf, sich auf "einen pragmatischen Weg" zu konzentrieren.
Die USA haben eine schnelle Lösung im Schuldenstreit mit Griechenland angemahnt. US-Finanzminister Jacob Lew forderte nach einem Telefonat mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras alle Beteiligten auf, "die Rhetorik beiseite zu lassen" und sich darauf zu konzentrieren, "einen pragmatischen Weg nach vorne zu finden".
Formal richtet sich Lew mit seiner diplomatisch gewählten Formulierung an "alle Beteiligten". Zwischen den Zeilen wird allerdings deutlich, wem die dringende Aufforderung, sich zu konzentrieren, gilt. Lew begrüßte schließlich ausdrücklich, dass die griechische Regierung wieder Gespräche mit Experten der internationalen Gläubiger aufgenommen hat.
Riskante Zickzack-Politik
Tsipras hatte den Expertengesprächen mit Vertreter von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) am Donnerstag am Rande des EU-Gipfels zugestimmt, nachdem am Mittwoch eine Einigung bei einem Finanzministertreffen der Eurozone in der Frage zunächst gescheitert war. Lew erklärte, das nächste Euro-Finanzministertreffen am Montag sei eine "wichtige Gelegenheit, um konkrete Fortschritte zu erreichen".
Die linke griechische Regierung will aus dem laufenden Hilfsprogramm aussteigen, um eine Lockerung der bisherigen Spar- und Reformauflagen zu erreichen - vor allem, um die eigenen Wahlversprechen einhalten zu können. Deutschland und die übrigen Euro-Partner pochen aber darauf, dass das bisherige Programm nicht abgebrochen, sondern fortgesetzt wird. Kanzlerin Angela Merkel deutete zuletzt Kompromissbereitschaft an.
Besorgte Blicke aus Washington
Konkrete Vorschläge blieb Griechenlands neue Regierung bis zuletzt schuldig. Athens neuer Finanzminister Yanis Varoufakis konnte seinen Kollegen beim Treffen der Euro-Finanzminister keinerlei greifbaren Anhaltspunkte vorlegen, wie sich Athen die dringend erforderliche Finanzierung des griechischen Staatshaushaltes in den kommenden Monaten vorstellt.
Die Vereinigten Staaten sind als einer der wichtigsten Geldgeber des IWF nur indirekt an den Rettungsbemühungen beteiligt. Dennoch ist Washington aus verschiedenen Gründen an einer schnellen und tragfähigen Lösung interessiert: Lew muss mit Blick auf heimische Konjunkturlage die wirtschaftlichen Perspektiven der Eurozone beachten und darüberhinaus die Auswirkungen einer griechischen Pleite auf die Weltwirtschaft fürchten. Dazu kommt die Anfälligkeit des weltweiten Finanzsystems für Krisenschocks und Turbulenzen.
Moskau und Peking als Alternative?
In der vergangenen Woche hatte Griechenlands Verteidigungsminister Panos Kammenos wörtlich einen "Plan B" angedeutet, falls die Euro-Partner in Sachen Spar- und Reformvorgaben unnachgiebig bleiben sollten. Athen könne sich, so Kammenos, nach alternativen Geldgebern umsehen. "Das wären am besten die USA, aber es könnten auch Russland oder China oder andere Länder sein", sagte er im griechischen Fernsehen.
In seinen Erwägungen schien Kammenos zu ignorieren, dass die dringend benötigten Hilfsmilliarden aus "anderen Quellen" auch nicht ohne Gegenleistungen - in welcher Form auch immer - zu haben sein werden. Die US-Regierung jedenfalls dürfte gegenüber einem säumigen Schuldner sehr viel weniger Geduld aufbringen als die Partner der Eurozone. Russland und China haben Griechenland bereits ihre Unterstützung angeboten - zu welchen Konditionen ist noch unklar.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP