Rückschlag für Islamisten-Miliz Libyer verjagen Terroristen
22.09.2012, 11:37 Uhr
Die Demonstranten feiern die Eroberung der Kaserner der Ansar al-Scharia-Miliz.
(Foto: REUTERS)
Seit Tagen demonstrieren tausende Bürger in Bengasi gegen die Herrschaft der islamistischen Miliz, die auch für den Anschlag auf das US-Konsulat vergangene Woche verantwortlich gemacht wird. Nun verjagen sie die Kämpfer mit Schwertern und Fleischerbeilen aus der Stadt. Auch andere Islamisten räumen ihre Stellungen.
Am 11. September dieses Jahres machte die ostlibysche Hafenstadt Bengasi Schlagzeilen, . Die Tat fand gleichzeitig mit wütenden Protesten gegen das islamfeindliche Youtube-Video statt, gegen das auch an diesem Freitag wieder wurde. Wie genau die waren, ist weiterhin nicht ganz klar.
Deutlicher wird derzeit, dass die Masse der Bürger von Bengasi nicht hinter den Gewalttaten zu stehen scheint. Am Freitag nahmen rund 30.000 Menschen an einer Kundgebung gegen anti-amerikanische Gewalt teil. Im Anschluss verjagten die Demonstranten zwei islamistische Gruppen aus ihren Stützpunkten, darunter auch die Ansar al-Scharia-Miliz, die mit den Terroranschlägen in der vergangenen Woche in Zusammenhang gebracht wird und der Kontakte zu Al-Kaida nachgesagt werden.
Motto: "Befreit Bengasi"
Der Fernsehsender Al-Dschasira berichtet, die Bürger hätten mit Rufen wie "Libyen, Libyen" oder "Nein zu Milizen" das Hauptquartier der Miliz gestürmt. Außerdem skandierten sie: "Das Blut der Märtyrer wurde nicht umsonst vergossen." Die zum Teil mit Schwertern und Fleischerbeilen bewaffneten Demonstranten hätten die Kämpfer aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen, und sie aus dem Lager vertrieben. "Nach dem, was im amerikanischen Konsulat geschehen ist, haben wir genug von den Extremisten", sagte ein Demonstrant laut Al-Dschasira. Das Quartier der Miliz im Zentrum von Bengasi wurde anschließend geplündert und in Brand gesetzt.
Seit dem Angriff hätten die Menschen von Bengasi "täglich gegen die Gruppe Ansar al-Scharia demonstriert, die in den Tod verwickelt ist", sagte der Libyen-Experte Jason Pack. Auch die Demonstration am Freitag stand unter dem Motto "Befreit Bengasi". Mit Bezug auf den getöteten US-Botschafter hieß es auf Transparenten: "Libyen hat einen Freund verloren."
Seit dem Sturz Gaddafis herrschen in vielen Orten Milizen
Bei den zum Teil gewalttätigen Auseinandersetzungen wurden nach Angaben von Ärzten mindestens vier Menschen getötet und 40 weitere verletzt. Innenminister Fausi Abdelali warnte angesichts des aufwallenden Volkszorns vor "Chaos". Der Volkszorn entzündete sich daran, dass seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi in den vergangenen Monaten vielerorts Milizen das Sagen haben.
Anschließend zog eine Gruppe von Demonstranten mit Schusswaffen und Raketen vor eine Stellung der Raf-Allah-al-Sahati-Brigade, 15 Kilometer außerhalb von Bengasi. Nach einem zweistündigen Kampf räumte die Brigade das Gebäude in Hawari. Angesichts dieser Entwicklungen gaben mehrere Milizen ihre Stellungen in und um Bengasi auf. Die Regierung in Tripolis rief die Demonstranten auf, zwischen "illegitimen" bewaffneten Gruppen und solchen zu unterscheiden, die der Autorität des Verteidigungs- oder Innenministeriums unterstellt seien.
Quelle: ntv.de, che/AFP/dpa