Nach Rettung von Migranten Marine versenkt geborgene Flüchtlingsboote
17.05.2015, 08:23 Uhr
Wenn die deutsche Marine im Mittelmeer Flüchtlinge einsammelt, müssen diese an Deck übernachten. Im Sommer kein Problem, meint der zuständige Kapitän. Für die Behandlung geborgener Flüchtlingsboote gibt es klare Vorgaben.
Die deutschen Marineschiffe "Hessen" und "Berlin" sind angewiesen, Flüchtlingsboote nach der Bergung der Migranten zu versenken. So werden etwa Schlauchboote, nachdem aus ihnen die Luft gelassen wurde, angezündet. "Sie würden sonst auf dem offenen Meer ein Schifffahrtshindernis für andere Boote darstellen. Zum anderen könnte es sein, dass wir ein leeres Boot aus der Luft irrtümlich als ein in Seenot befindliches Boot wahrnehmen und hinfahren, um es zu retten", sagte der Sprecher des Deutschen Marineverbands Seenotrettung, Fregattenkapitän Alexander Gottschalk, der "Bild am Sonntag".
Zwischen 350 und 400 Leute könne die "Hessen" komfortabel aufnehmen. Bei mehr evakuierten Personen müsse notfalls enger zusammengesessen werden. Alle Flüchtlinge würden vor der Aufnahme auf die Marineschiffe auf Waffen und gefährliche Gegenstände kontrolliert. Bei der Überfahrt nach Italien würden die Flüchtlinge an Deck unter Planen schlafen, sagte Gottschalk. Das sei bei 20 Grad im Sommer durchaus machbar. An Bord können die Aufgenommenen Chemie-Toiletten benutzen. Außerdem haben sie jederzeit Zugang zu fließendem Wasser, mit dem sie sich waschen können.
Unter der 255 Personen starken Besatzung befinden sich zur Betreuung der Flüchtlinge unter anderem ein Dolmetscher, Psychologen, Rechtsberater und Juristen sowie ein evangelischer Pfarrer. Für den medizinischen Ernstfall ist ein Ärzte-Team bestehend aus einem Chirurgen, einer Anästhesistin, einem Internisten und dem Schiffsarzt mit an Bord.
Die Fregatte "Hessen" und das Versorgungsschiff "Berlin" sind seit Anfang Mai im Mittelmeer vor der libyschen Küste im Einsatz, um Flüchtlinge zu retten, die auf der Überfahrt nach Europa in Seenot geraten.
Quelle: ntv.de, jja/AFP