Politik im familiären Kleid Merkel holt Cameron ins Schloss
12.04.2013, 21:14 Uhr
Cameron plaudert mit Merkel und Sauer im Garten von Schloss Meseberg.
(Foto: REUTERS)
Merkels Ehemann ist dabei, Cameron bringt Frau und Kinder mit: Der familiäre Rahmen beim Treffen der europapolitischen Schwergewichte soll wohl auch die engen Beziehungen zwischen Berlin und London zeigen. Ob das die Europaskepsis der Briten mindert, ist offen.

David Cameron und seine Frau Samantha sowie Angela Merkel und ihr Mann Joachim Sauer beim offiziellen Fototermin.
(Foto: dpa)
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bedeutung Großbritanniens für die Entwicklung Europas unterstrichen. "Für uns ist Großbritannien ein wichtiger und unverzichtbarer Partner in Europa", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin kurz vor einem Treffen Merkels mit dem britischen Premierminister David Cameron.
Die beiden konservativen Politiker trafen sich am Abend in familiärem Rahmen im Gästehaus der Bundesregierung auf Schloss Meseberg bei Berlin. Im Mittelpunkt standen europapolitische Fragen, Irans Atomprogramm, die Lage in Syrien und die Vorbereitung des G8-Gipfels in Nordirland im Juni.
Das Treffen war der Gegenbesuch zu Merkels Visite auf Camerons Landsitz Chequers im Oktober 2010. Cameron wurde von seiner Frau Samantha und ihren drei Kindern Florence (2), Nancy (9) und Arthur (7) begleitet. Auch Merkels Ehemann Joachim Sauer sollte dabei sein. Nach einem zwanglosen Abendessen sollte gemeinsam in Meseberg übernachtet werden. Die Kanzlerin wurde nicht von anderen Kabinettsmitgliedern begleitet.
Presse ist nicht zugelassen
Am Samstagvormittag sind weitere politische Gespräche geplant. Auch um den familiären Charakter des Treffens zu wahren, ist keine Pressekonferenz vorgesehen.
Anfang des Jahres hatte Cameron eine Volksabstimmung über die britische EU-Mitgliedschaft bis 2017 angekündigt und damit für Aufsehen gesorgt. Seibert sagte, Camerons Haltung sei bekannt. Merkel habe immer wieder betont, wie wichtig Großbritannien für Europa sei. "Insofern müssten Sie da jetzt nicht mit Neuem rechnen", sagte er auf eine entsprechende Frage. Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) sagte im BBC-Radio, Deutschland sei für Vorschläge offen, wie Macht aus Brüssel zurück an die Mitgliedstaaten fließen könne. Das ist eine zentrale Forderung Camerons.
"Wir arbeiten da Seit' an Seit'."
Zur Kritik der österreichischen Finanzministerin Maria Fekter an Großbritannien im Zusammenhang mit der Debatte über Steueroasen äußerte sich die Bundesregierung zurückhaltend. Seibert sagte, Deutschland und Großbritannien verfolgten im Kampf gegen Steuerbetrug gleiche Ziele. Auch eine Sprecherin von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) betonte: "Wir arbeiten da Seit' an Seit'." Fekter hatte am Vortag in einem Interview gesagt, Großbritannien sei "die Insel der Seligen für Steuerhinterziehung und Geldwäsche".
Seibert hob die enge Verbindung Merkels zu ihrem konservativen Parteifreund Cameron hervor. "Es ist eine sehr intensive Beziehung, die ja auch unserer engen Freundschaft und Partnerschaft mit Großbritannien entspricht." Mit Blick auf den Besuch der Kanzlerin auf Camerons Landsitz Chequers sagte Merkels Sprecher: "Nun kann man Meseberg nicht ganz mit Chequers vergleichen. Nichtsdestotrotz ist es deutlich idyllischer als das Kanzleramt." Er ergänzte: "Das wird für Erwachsene wie Kinder sicherlich eine schöne Erfahrung."
Quelle: ntv.de, dpa