"Petersburger Dialog" mit Medwedew Merkel wirbt für Streitkultur
19.07.2011, 13:20 Uhr
Angela Merkel und Dmitri Medwedew wollen nicht immer einer Meinung sein.
(Foto: dpa)
Kanzlerin Merkel und Russlands Präsident Medwedew demonstrieren zum Ende des "Petersburger Dialoges" Einigkeit. Doch es sind auch Zwischentöne zu hören. Medwedew warnt davor, sich Probleme "aus den Fingern zu saugen". Merkel hingegen will strittige Themen nicht verschweigen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zum Abschluss des "Petersburger Dialoges" für eine Verjüngung des deutsch-russischen Forums geworben. "Ich glaube, dass sich der 'Petersburger Dialog' etabliert hat, aber wir müssen aufpassen, dass er lebendig bleibt", sagte die CDU-Politikern bei der Schlussrunde in Hannover. Deshalb müsse künftig der Jugend auch in Führungsetagen eine Chance gegeben werden.
Aus Merkels Sicht ist der zivile generell unverzichtbar. "Sie dürfen nicht an Regierungen hängen", sagte Merkel den Mitgliedern des deutsch-russischen Jugendparlamentes. "Je unabhängiger Sie sind, desto lieber kommen wir zu Ihnen."
Merkel fordert mehr Austausch
Merkel warb dafür, in den Gesprächen auch strittige Themen nicht zu verschweigen. "Ich wünsche mir, dass der Petersburger Dialog unvoreingenommen alle Themen auf die Tagesordnung nimmt." Dies dürfe nicht dazu führen, dass man sich angegriffen fühle.
Zudem müsse es mehr Austausch zwischen beiden Ländern geben. Dies dürfe nicht nur für Akademiker gelten, sondern auch für andere Berufszweige. "Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr hierzu was vorlegen können." Bislang habe Deutschland den einfacheren Zugang gebremst. Künftig solle die Einreise vereinfacht werden. "Daran arbeiten wir jetzt mit Hochdruck", sagte Merkel.
Auch Kremlchef Dmitri Medwedew forderte, sich einer Modernisierung des Forums nicht zu verschließen. "Es ist eine gute Erfindung und Hauptsache ist, dass es nicht zu langweiliger Geschichte wird", sagte Medwedew. Das Forum werde immer offener und erfülle seit elf Jahren seine Funktion als Ideenlabor.
"Besser streiten als schweigen"
"Es ist sehr wichtig, hier weiterhin akute Probleme anzusprechen und keine anderen aus den Fingern zu saugen." Das sei der Kern der Modernisierungspartnerschaft zwischen Deutschland und Russland. "Besser streiten als schweigen", sagte Medwedew. Es müsse immer möglich sein, offen und ehrlich anzusprechen, "was nicht ganz richtig erscheint". Glücklicherweise, fügte er hinzu, gebe es zwischen ihm und Merkel nur "ganz wenige Streitereien. Von der Ehrlichkeit hängt die Zukunft deutsch-russischer Beziehungen ab."
Am Vorabend hatten Merkel und Medwedew bereits in kleinem Kreis über die wirtschaftliche Entwicklung in beiden Ländern, die Lage im Euro-Raum sowie die Bemühungen um eine Lösung des Konflikts in Libyen gesprochen. Überschattet sind die Konsultationen von der heftigen Debatte über den für den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin.
Quelle: ntv.de, dpa