Keine Aussage für Karadzic Mladic hat die Zähne vergessen
28.01.2014, 21:44 Uhr
Karadzic (l.) und Mladic (r.) in den 90er Jahren.
(Foto: dpa)
Karadzic und Mladic, diese Namen stehen für Gräueltaten im Jugoslawienkrieg. Jetzt sind beide erstmals gemeinsam vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erschienen. Dabei versucht Mladic, eine billige Show abzuziehen.
Die Namen Radovan Karadzic und Ratko Mladic sind mit Angst und Schrecken verbunden. In den 90er Jahren standen sie während des Jugoslawienkrieges im Mittelpunkt des Interesses - aus traurigen Gründen. Ihnen werden Gräueltaten vorgeworfen, die so in Europa nicht mehr für möglich gehalten wurden.
Vor allem das Massaker von Srebrenica hat sich in die Köpfe eingebrannt. Karadzic und Mladic sind in getrennten Prozessen unter anderem für den Völkermord in der 15.000-Einwohner-Stadt angeklagt. Unter Führung von Mladic hatten serbische Einheiten 1995 die damalige UN-Schutzzone im Osten von Bosnien-Herzegowina erobert und anschließend rund 8000 muslimische Jungen und Männer ermordet. Es war der größte Völkermord in Europa nach 1945.
Karadzic und Mladic erstmals gemeinsam vor Gericht
Fast 19 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica sind Karadzic, der einstige bosnische Serbenführer, und Ex-General Mladic gemeinsam vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erschienen. Karadzic, der sich seit Prozessbeginn 2009 selbst verteidigt, wollte Mladic als Zeugen vernehmen. Der lehnte es allerdings ab, für seinen früheren Weggefährten auszusagen.
Mladic hatte zunächst unter Protest einer Aussage zugestimmt. Allerdings habe er seine dritten Zähne im Gefängnis vergessen. "Ich bitte die Sicherheitsbeamten, meine Zähne zu holen, damit ich besser reden kann", sagte der 71-Jährige grinsend. Nach einer kurzen Pause, in der sein Gebiss aus dem Gefängnis geholt wurde, verweigerte er dann doch die Aussage. Es war nicht das erste Mal, dass sich der Ex-General solcher Spielchen bediente.
Mladic will Erklärung verlesen
"General, haben Sie mich informiert, schriftlich oder mündlich, dass Personen in Srebrenica getötet werden sollten?" fragte Karadzic schließlich. Mladic lehnte ab. "Ich verweigere die Aussage, weil dies meiner Gesundheit schaden und meine Rechte als Angeklagter gefährden könnte."
Stattdessen wollte er eine persönliche Erklärung vorlesen. "Es sind nur sieben Seiten." Der Vorsitzende Richter O-Gon Kwon lehnte dies jedoch ab. Während der knapp einstündigen Sitzung zeigte sich Mladic gut gelaunt, aber auch kämpferisch. "Das Tribunal ist eine Nato-Schöpfung, es ist ein satanisches Gericht", rief der Angeklagte, der nach Jahren im Untergrund erst 2011 festgenommen worden war. "Ich verteidige mich nicht. Sie verteidigen sich nicht", sagte er in Bezug auf Karadzic. "Wir verteidigen nur unser Volk."
Quelle: ntv.de, vpe/dpa