Widerstand und Klagen Moore: Trump mit eigenen Waffen schlagen
11.11.2016, 11:21 Uhr
Noch kurz vor der Wahl brachte Michael Moore den Film "Trumpland" ins Kino.
(Foto: imago/CordonPress)
Als Regisseur bekam er einen Oscar, als Aktivist hat er Trump bekämpft. Der Sieg des Republikaners stachelt Michael Moore jedoch nur umso mehr an: Mit starker Opposition will er gegen den Republikaner vorgehen - und dabei dessen Mittel einsetzen.
Michael Moore gehörte zu den Wenigen, die schon frühzeitig einen Wahlsieg Donald Trumps voraussagten. Der Dokumentarfilmer und Autor, der für seine linkspopulistischen Werke bekannt ist, begründete dies etwa mit den "wütenden, weißen Männern" und ihrem Protest gegen "das kaputte politische System".
Nach dem Sieg des Republikaners versinkt Moore, der noch vor der Wahl seinen Film "Trumpland" ins Kino gebracht hatte, jedoch nicht in Selbstmitleid wie viele andere enttäuschte Wähler. Er geht auf die Straße - wo die Proteste allerdings teils in Gewalt und Zerstörungswut ausarten. Zudem legt er auf Facebook mehrere To-Do-Listen mit Gegenmaßnahmen vor. Darin liest er nicht nur der Demokratischen Partei die Leviten und spricht sich für eine Kurskorrektur aus. Er fordert auch zur konsequenten Opposition gegen Trump auf.
Protest wie in den 60ern
So schlägt Moore etwa die Bildung einer Bewegung vor, "wie es sie seit den 60ern nicht mehr gegeben" habe. Als Vorbilder sieht er Protestgruppen wie Occupy Wall Street und Black Lives Matter, die von Leuten wie ihm selbst oder den linken Demokraten Elizabeth Warren und Bernie Sanders angeführt werden könnten. Letzterer hatte im Vorwahlkampf Clinton Paroli geboten und mit seiner Abkehr vom politischen Establishment vor allem junge Menschen begeistert.
Handlungsbedarf sieht Moore vor allem bei der Demokratischen Partei. Er fordert, die Partei zu übernehmen und den Menschen zurückzugeben. "Sie haben uns furchtbar enttäuscht", schreibt der Regisseur. Zudem sollte sich die Partei bei Sanders entschuldigen, der nachweislich im Vorwahlkampf von der Parteiführung benachteiligt wurde. Die Demokraten im Kongress forderte er auf, Trump genauso zu bekämpfen wie es die Republikaner acht Jahre lang mit Barack Obama gemacht hätten. Und so wie Trump stets gedroht habe, Clinton ins Gefängnis zu bringen, sollte man zudem jeden Schritt des Republikaners genau beobachten - und bei Verstößen Klagen vorbereiten.
Doch auch an allzu wehleidigen Wählern lässt er kein gutes Haar. Man solle aufhören zu sagen, dass man erstaunt und geschockt vom Wahlergebnis sei, schreibt Moore. Denn dies sei nur ein Zeichen, dass man in einer Blase gelebt habe und die Sorgen der Mitmenschen ignoriert habe - sich also genau wie die beiden Parteien verhalten habe. Zudem fordert er, alle Experten, Propheten und Meinungsforscher zu feuern, da sie die Realität ignoriert hätten.
"Kaputtes" Wahlsystem
Nicht zuletzt dringt Moore auf eine Reform des "kaputten" Wahlsystems. Moore fordert die Abkehr vom System der Wahlmänner. Der Präsident sollte direkt gewählt werden - dann säße Hillary Clinton jetzt im Weißen Haus, die insgesamt mehr Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Zudem verweist er auf die Probleme mit der elektronischen Stimmabgabe und das Wahlverbot für Straftäter.
Moore hat sich bereits im Wahlkampf als kluger Analyst erwiesen. Er bezeichnete Trump als "menschlichen Molotow-Cocktail". Sein Sieg werde "das größte 'Fuck you' aller Zeiten" der Wähler gegen das politische Establishment sein, schrieb er schon im Oktober. Seine nun vorgelegten Listen hat er weniger radikal formuliert, dafür trifft er mit ihnen aber viele wunde Punkte. Denn er fordert nicht nur einen Richtungswechsel der Demokraten ein.
Der Regisseur will vor allem Donald Trump und die Republikaner mit ihren eigenen Waffen schlagen: Die permanenten Angriffe des Republikaners gegen politische Gegner will Moore nun gegen den künftigen Präsidenten wenden, bis hin zur Amtsenthebung. Auch den Erfolg der republikanischen Tea Party will er kopieren, mit einer linken Protestbewegung, die an den Erfolg von Bernie Sanders anknüpfen soll. Zudem greift er zentrale Vorwürfe Trumps auf: das manipulierbare Wahlsystem etwa oder die Ignoranz der großen Parteien gegenüber den Sorgen der Menschen.
Quelle: ntv.de, mli