Politik

"Wichtiges Logistikzentrum" Moskau meldet Eroberung von Kurachowe, Kiew dementiert

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ein Trümmerfeld: eine Straße in Kurachowe im November des vergangenen Jahres.

Ein Trümmerfeld: eine Straße in Kurachowe im November des vergangenen Jahres.

(Foto: dpa)

Die Russen erhoffen sich nun ein "beschleunigtes Tempo" bei der Eroberung des Donbass: Nach eigenen Angaben erobern sie vollständig die Stadt Kurachowe in der Ostukraine. Die Ukraine hält dagegen.

Russische Streitkräfte haben nach Regierungsangaben die Stadt Kurachowe in der Ostukraine eingenommen. Russische Einheiten hätten "den größten Ort im südwestlichen Donbass vollständig befreit", erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau bei Telegram. Die Einnahme des "wichtigen Logistikzentrums" ermögliche es, die restliche Region Donezk "in beschleunigtem Tempo" zu erobern. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die ukrainischen Streitkräfte hätten aus der Stadt ein "stark befestigtes Gebiet mit einem gut ausgebauten Netz von lange bestehenden Feuerstellungen und unterirdischen Kommunikationsverbindungen" gemacht.

Ukrainische Soldaten erklärten allerdings, dass sie die wichtige Stadt im südwestlichen Donbass noch immer verteidigten. Die ukrainische Truppengruppe Khortytsia teilte mit, dass sie "Maßnahmen eingeleitet" habe, "um russische Angriffsgruppen zu identifizieren und zu zerstören, die versuchen, in unsere Kampfformationen einzudringen". Demnach hätte die Ukraine noch die Kontrolle über die Stadt. Die Angaben beider Seiten ließen sich bisher nicht unabhängig verifizieren.

Die Industriestadt, in der vor Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 rund 22.000 Menschen lebten, befindet sich an einem Stausee, an dessen Ufer auch ein Kraftwerk steht. Kurachowoliegt etwa 30 Kilometer südlich der Stadt Pokrowsk. Dort befindet sich ein ukrainisches Drehkreuz, auf das die russischen Streitkräfte seit Monaten vorrücken.

Russland: Tausende Ukrainer gefallen

Laut den russischen Angabenhatte die Ukraine 15.000 Soldaten in der Stadt stationiert, von denen 12.000 gefallen sein sollen. Auch 40 Panzer seien zerstört worden. "Während der zweimonatigen Kämpfe in der Nähe von Kurachowe beliefen sich die täglichen Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf durchschnittlich 150 bis 180 getötete und verwundete Militärangehörige", so das Ministerium.

Die Kontrolle über den wichtigen logistischen Knotenpunkt würde die Versorgung der ukrainischen Truppen erheblich erschweren, heißt es vom russischen Verteidigungsministerium weiter. Dadurch erhöhe sich "die Geschwindigkeit der Befreiung des Territoriums der Volksrepublik Donezk", wie Russland die Eroberung des ukrainischen Gebietes nennt.

Russland hatte in den vergangenen Monaten sein Vorrücken in der Ostukraine beschleunigt, um vor der Vereidigung Donald Trumps zum US-Präsidenten so viel Boden wie möglich gutzumachen. Trump hatte angekündigt, den fast drei Jahre andauernden Krieg gegen die gesamte Ukraine schnell beenden zu wollen, ohne allerdings konkrete Vorschläge für eine Waffenruhe oder ein Friedensabkommen zu nennen. Seit 2014 kämpfen russische Truppen bereits im Osten der Ukraine.

Hohe Gebietsverluste im vergangenen Jahr

Mehr zum Thema

Medienberichten aus Kiew vom Wochenende zufolge hat die Ukraine im vergangenen Jahr fast 3600 Quadratkilometer ukrainischen Gebiets erobert - eine Fläche fast 1,5-mal so groß wie das Saarland. Die höchsten Gebietsverluste habe die Ukraine mit 610 Quadratkilometern im November erlitten, als die Russen täglich etwa 20 Quadratkilometer besetzten, berichtete der Militärblog Militarnyi unter Berufung auf Kartenmaterial von "Deepstate", einem weiteren Militärblog. Die Verluste des Jahres 2024 sind ein Vielfaches des Vorjahres.

Mitte Dezember hatte der ukrainische Telegramkanal UA War Infographics die Eroberungen der russischen Truppen seit Jahresbeginn auf gut 2.800 Quadratkilometer taxiert. Allerdings hat die Ukraine auch im Dezember noch 510 Quadratkilometer verloren.

Quelle: ntv.de, ghö/mpa/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen