Politik

"Mir standen die Haare zu Berge" Müntefering bemängelt SPD-Wahlkampf

Müntefering, hier bei einer Gedenkfeier des August-Bebel-Instituts, findet den Start der SPD in den Wahlkampf misslungen.

Müntefering, hier bei einer Gedenkfeier des August-Bebel-Instituts, findet den Start der SPD in den Wahlkampf misslungen.

(Foto: dpa)

"Keine Kampagne, keine Bühne, keine Mitarbeiter" - der Ex-SPD-Chef Müntefering versteht seine Genossen nicht. Die Bundestagswahl steht bevor, aber sie legen sich nicht rechtzeitig für ihren Spitzenkandidaten ins Zeug, findet er. Dafür wäscht er der SPD-Spitze nun den Kopf.

Der einstige SPD-Chef Franz Müntefering hat die aktuelle Parteispitze für einen "misslungenen" Start in den Wahlkampf attackiert. "Mir standen die Haare zu Berge", sagte der 73-Jährige der "Zeit". Die Kampagne für Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sei nicht rechtzeitig vorbereitet worden.

"In dem Moment, in dem der Kandidat auftritt, muss die Kampagne stehen", erläuterte Müntefering. "Für Steinbrück gab es keine Kampagne, keine Bühne, keine Mitarbeiter, da gab es nichts." Dafür kämpfe Steinbrück nun auf ganz bemerkenswerte Weise. "Ich bin bei ihm", sagte er.

Erst im März hatte die SPD nach mehreren Pannen die Notbremse gezogen und ihr Wahlkampfteam umorganisiert. Generalsekretärin Andrea Nahles übernahm die Verantwortung für die gesamte Wahlkampagne. Einige Vertraute Steinbrücks mussten Zuständigkeiten abgeben.

"Steinbrück muss Steinbrück sein"

Müntefering, der mit seiner Kampagne Gerhard Schröder im Jahr 1998 zum Wahlsieg verholfen hatte, gab der seiner Partei Ratschläge für den weiteren Wahlkampf: Auf keinen Fall dürfe die SPD-Führung nun versuchen, Steinbrück zu ändern. "Steinbrück muss Steinbrück sein", betonte Müntefering. Der Spitzenkandidat der SPD müsse sagen und machen können, was er für richtig halte. "Man darf Leute nicht umschminken."

Die schlechten Umfrageergebnisse seiner Partei erklärte sich Müntefering damit, dass einige seiner Parteikollegen sich nicht vorbehaltlos hinter die letzte Regierungszeit der SPD stellten. "Wir haben einiges getan, um das Land erheblich zu stabilisieren", verteidigte Müntefering die Entscheidungen aus dieser Zeit. Stelle man all dies infrage, fragten sich die Wähler natürlich: "Warum sollen wir die denn jetzt wieder wählen? Wir müssen uns nicht von unserer Vergangenheit distanzieren."

Die SPD liegt im "Stern-RTL-Wahltrend" aktuell bei gerade einmal 23 Prozent. Die CDU kann dagegen auf 40 Prozent der Wählerstimmen hoffen. Sogar 54 Prozent der Befragten würden gerne Angela Merkel weiter als Kanzlerin sehen. Sie liegt weit vor Steinbrück, der auf nur 23 Prozent kommt. Immerhin: Der SPD-Spitzenkandidat konnte damit etwas zulegen.

In der Vergangenheit fiel Steinbrück allerdings auch durch einige Patzer auf. Erst Anfang August machte er negative Schlagzeilen mit der Behauptung, Merkel fehle es an Leidenschaft für Europa wegen ihrer DDR-Herkunft.

Quelle: ntv.de, hah

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